Vogesenmarsch: 90 km durchs Elsass (Teil 1/2)

Home/AG Körper & Geist, Ausland/Vogesenmarsch: 90 km durchs Elsass (Teil 1/2)

Im Oktober des letzten Jahres begab sich eine Gruppe vom „III. Weg“ auf eine Reise ins ehemalige deutsche Grenzland – dem Elsass. In fünf Tagen sollten über 90 km mit vollem Marschgepäck durch die Vogesen zurückgelegt werden. Die Wanderung startete an der Hochkönigsburg und führte größtenteils auf der ehemaligen Reichsgrenze über den höchsten Berg der Vogesen bis hin zu einem bedeutenden Schlachtfeld des 1. Weltkriegs, dem Hartmannsweiler Kopf. Die Wanderstrecke kann man bei der Wander-App komoot einsehen.

Hochkönigsburg

Unsere Wanderung startete an einem warmen Herbsttag zur Mittagszeit hoch über der elsässischen Weinstraße auf der Hochkönigsburg. Die Burg hat eine bewegte 900-jährige Geschichte hinter sich. Mit ihren Zugbrücken, Türmen, Mauern und dem Bergfried ist sie ein Paradebeispiel mittelalterlicher Architektur. In den verschiedenen Trakten der Burg fühlt man sich oftmals in das Mittelalter zurückversetzt. Der Waffensaal mit seinen Spießen, Hellebarden und Armbrüsten erinnert wie die Kanonen an den militärischen Zweck der Burg. Der reich geschmückte Kaisersaal beeindruckt wiederum durch seine monumentalen Fresken.

Dass die Burg so gut erhalten ist und heute für Besucher offensteht, ist nicht zuletzt dem deutschen Kaiser Wilhelm II. zu verdanken. Nach der Brandschatzung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg lag die Burg mehr als 250 Jahre in Trümmern, bis der deutsche Kaiser sie Anfang des 20. Jahrhunderts wieder aufbauen ließ. Dieser beschloss, die Burg zum Symbol des wiederauferstandenen Kaiserreiches zu machen und beauftragte den Berliner Architekten Bodo Ebhardt mit der weitestgehend originalgetreuen Rekonstruktion des Gebäudes im Stil der Tiersteiner Epoche. Als Wahrzeichen der Region ist die Hochkönigsburg zu einer der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Frankreichs geworden. Von der Festung hat man einen herrlichen Blick über das Rheintal und ins Weilertal (Val de Villé) in den Vogesen. An diesem sonnigen Herbsttag bot sich uns ein faszinierender Ausblick über die elsässische Tiefebene, auf den Kaiserstuhl und den Schwarzwald. Selbst die schneebedeckten Alpen waren zu sehen.

Nach diesen wunderschönen Eindrücken rund um die Hochkönigsburg machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Nachtlager. Nach rund 13 km durch dicht bewaldetes Gebiet konnten wir unser Lager aufbauen. Die Verpflegung wurde im Vorfeld zentral von einer Kameradin eingekauft und gemeinschaftlich am Lagerfeuer zubereitet. In einer geselligen Runde ließ man bei vielseitigen Gesprächen den ersten Abend ausklingen.

Elsass – deutsches Grenzland

Die Geschichte des Elsass, einer Region am westlichen Rand des deutschen Sprachraums, ist geprägt vom Einfluss zweier der großen Kulturräume Europas: des germanischen (deutschen) und romanischen (französischen). Im Zuge der Völkerwanderung germanisiert und in die kulturellen Strömungen der deutschen Geschichte einbezogen, geriet es seit der Neuzeit zunehmend unter die politische Kontrolle des französischen Königreichs, wobei es verschiedene äußere Formen durchlief. Zu nennen wären das Herzogtum Elsass (7.–8. Jahrhundert), die beiden Landgrafschaften des Elsass (12.–17. Jahrhundert) und die frühneuzeitliche französische Provinz Elsass (17.–18. Jahrhundert). Mit der Herausbildung des Nationalstaats seit der Französischen Revolution verstärkten sich die Spannungen und das Elsass wechselte schließlich zwischen 1850 und 1950 vier weitere Male seine politische Zugehörigkeit. Zwischen 1871 und 1918 gehörte das Elsass als Teil von Elsass-Lothringen zum von Preußen geführten deutschen Kaiserreich, bevor es im Zuge des Versailler Diktats wieder an Frankreich angegliedert wurde. 1940–1944 war das Elsass von der Wehrmacht zurück erobert, eine deutsche Zivilverwaltung geschaffen und Teil des Gaus Baden-Elsass. Seit dem verlorenen Zweiten Weltkrieg wurde das Deutschtum im Elsass systematisch unterdrückt und heute sprechen immer weniger Elsässer Deutsch. Auch die Zuwanderung von Fremdrassigen wurde seitens der französischen Regierungen stark vorangetrieben und zeigt sich besonders in den größeren Städten wie Straßburg. Viele Elsässer wünschen sich mehr Autonomie von Frankreich und begreifen sich in erster Linie als Elsässer – und nicht als Franzosen oder Deutsche.

Nach einer erholsamen Nacht, anschließendem Frühstück und Lagerabbau ging der Vogesenmarsch Richtung Croix des Ribeauville zum großen Brüschbuckel (grand Brézouard) [1229 m]. Das aus Granit aufgebaute Massiv markiert den nördlichsten Gipfel der Hochvogesen. Es trennt die Täler der Leberbach (Lièpvrette) und der Béhine, die im Westen über den Col des Bagenelles miteinander verbunden sind. Auf dem fünf Kilometer langen Gebirgskamm reihen sich in nordöstlicher Richtung die Nebengipfel Kleine Brüschbuckel (petit Brézouard) [1203 m], Rehberg [1140 m], Steinkoepfel [1119 m] und Hirzberg [1134 m] aneinander. Die Vegetation in der Gipfelzone beschränkt sich auf niedriges Gebüsch. Nach einer Mittagspause folgte ein fortwährender Abstieg bis auf rund 700 Höhenmeter nach Diedolshausen (Le Bonhomme). Ab sofort befanden wir uns auf dem europäischen Fernwanderweg GR5, dem wir nun über mehrere Tage folgten.

Aus Diedolshausen heraus ging es einen sehr steil ansteigenden Weg zu unserem zweiten Nachtlager, dem Hexenweiher (Étang du Devin), welches wir erschöpft mit Einbruch der Dunkelheit erreichten. Der See liegt unterhalb des Buchenkopfes (Tête des Faux) [1208], welcher im Ersten Weltkrieg strategisch bedeutsam und entsprechend umkämpft war. Heute sind noch die Reste militärischer Anlagen wie Geschützstellungen und Bunker rund um den Buchenkopf sichtbar. So auch an dem kleinen Hexenweiher, an welchem direkt ein deutscher Bunker errichtet wurde, der heute noch frei zugänglich ist. Nach einem anstrengenden Tag und einem guten Nachtmahl freuten sich alle Männer und Frauen unserer Wandergruppe auf einen erholsamen Schlaf.

Fortsetzung folgt…

1 Kommentar

  • Tolles Video und Lied . Elsass Lothringen bleibt deutsch!

    Hendrik 14.05.2023
  • Wieso ehemalige Reichsgrenze usw.? Parteiprogramm Punkt 10.

    Jürgen K. 14.05.2023
    • Aktuell ist die Grenze ja nun mal nicht dort. Deswegen „ehemals“

      Meister 15.05.2023
  • Der Grund, warum das Elsaß französisch ist, ist, das es im Zuge des westfälischen Friedens von den dort regierenden Habsburgern an Frankreich verschachert wurde (dh die Franzosen durften deren erhebliche Schulden übernehmen).

    RW 14.05.2023
×

Schneller und einfacher Kontakt über WhatsApp - Einfach auf den unteren Button klicken!

 

Kontakt über Threema unter der ID:
Y87HKB2B

×