Der 9. November 1923 – Deutschlands Tanz auf dem Vulkan

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Es war der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der über die Geschichte zu sagen wusste: „Was die Erfahrung aber und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben.“

Vor hundert Jahren stand Deutschland am Abgrund. Nur fünf Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem darauffolgenden Diktatfrieden kam es zur Ruhrbesetzung, zu separatistischen Unruhen im Rheinland. Die Auflehnung in Bayern gegen das Reich ließen die Weimarer Republik im Herbst 1923 in politischem Chaos versinken. Auf Anordnung von Reichspräsident Friedrich Ebert wurde der Ausnahmezustand über das Deutsche Reich verhängt. Die vollziehende Gewalt lag bei Reichswehrminister Otto Geßler. Die KPD versuchte daraufhin auf Drängen Moskaus, die Staatskrise zu einem bewaffneten Umsturz auszunutzen. Als die KPD unter der Losung einer linken „Einheitsfront“ im Oktober 1923 mit der SPD in Thüringen und Sachsen Regierungsbündnisse einging, schien sie eine günstige Ausgangsbasis für eine Erhebung erhalten zu haben. Schließlich wurde die sächsische Regierung durch direkte Intervention der Reichsregierung abgesetzt und das Land kommissarisch unter Reichsverwaltung gestellt. Die darauf folgenden Aufstände der Kommunisten wurden niedergeschlagen.

Es war die Zeit der Hyperinflation. Täglich stiegen die Preise und schon bald wurden Eier mit 100.000-Mark-Scheinen bezahlt. Deutschland hungerte und verlor die letzten Ersparnisse, während eine bestimmte ethnische Sorte Mensch mit prahlerischem Spekulationsreichtum protzte und von der Not und dem Elend profitierte.

Mitten in diesem Hexenkessel war Bayern ein vermeintlicher Pol der Normalität. Das konservative Regime ließ Spekulanten ausweisen, gewährte aus dem restlichen Reich geflohenen Nationalisten „Asyl“ und ermöglichte auch der NSDAP die ersten Erfolge. Alles kulminierte in dem sogenannten Hitlerputsch von 1923.

Für den 8. November 1923 wurde eine Versammlung im Bürgerbräu am Gasteig anberaumt, zu der neben Lossow und Seißer auch der Regierungschef Eugen von Knilling, mehrere Minister und viele konservative Honoratioren kamen. Hitler, der ursprünglich am 11. November losschlagen wollte, hoffte nun, durch einen Coup die Versammlung auf seine Seite zu bringen; dazu hatte er bewaffnete Einheiten des Kampfbundes aufgeboten und die Umgebung besetzt. Während der Rede Kahrs drang Hitler in die Versammlung ein und verschaffte sich mit einem Schuss Ruhe. Dann drängte er Kahr, Lossow und Seißer in ein Nebenzimmer und erreichte, mit Pistolendrohung und Überredung, die Zusage der drei, dann auch des herbeigeholten Ludendorffs und des Kahr-Freundes Pöhner, zur Teilnahme an der Aktion und einer neuen Reichsregierung.

Der Marsch durch München zur Feldherrnhalle endete im Kugelhagel der Bayerischen Landespolizei. Fünfzehn Nationalisten, ein unbeteiligter Zivilist und 4 Polizisten starben. Der Zug stob auseinander; Hitler wurde mit dem Auto nach Uffing am Staffelsee in die Villa von Ernst Hanfstaengl gebracht, um von dort nach Österreich zu fliehen; er wurde aber am 11. November verhaftet. Der unverletzte Ludendorff wurde gefangen genommen. Hitler wurde dann ins Gefängnis nach Landsberg am Lech verbracht, bis 14. November 1923 in Schutzhaft, dann bis 21. Februar 1924 in Untersuchungshaft. Nach dem Prozess in München (26. Februar – 1. April 1924) war er wieder in Landsberg, nun in Festungshaft, aus der er am 20. Dezember 1924 auf Bewährung entlassen wurde.

Hitler sollte aus dem Scheitern Lehren ziehen. Nur der legale Weg zur Macht über Wahlen und Plebiszite führt zum Erfolg. Niemals darf man Bündnispartnern trauen, denn immer ist der Starke am mächtigsten alleine.

Die Feldherrnhalle in München sollte zum bleibenden Symbol werden. Auch wenn die Ehrenwache samt des Denkmals von Paul Ludwig Troost lange schon verschwunden ist. Es wird kein Zufall gewesen sein, dass 1995 der 75-jährige Reinhold Elstner sein Leben beendete, um gegen die Verunglimpfung der deutschen Wehrmacht zu protestieren. Als die Schmähungen und Verleumdungen gegen die Tapfersten der Tapferen, die deutschen Soldaten, kein Ende nahmen, setzte Reinhold Elstner ein Fanal. Er entzündete sich selbst vor der Feldherrnhalle in München und prangerte in seinem Abschiedsbrief den Ungeist der Zeit an.

Heute verwandelt sich Deutschland wieder in einen Hexenkessel. Millionen von Fremden sitzen auf unserer Scholle. Importierte Konflikte werden auf den Straßen unserer Heimat ausgetragen. Inflation und Wirtschaftsrezession lassen die Ersparnisse dahin schmelzen. Das Jahr 1923 mag uns eine Lehre sein.

„Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch“ – Friedrich Hölderlin

  • 100 Jahre erster Versuch zur Wiederauferstehung unseres geschundenen Volkes.

    VoSo 09.11.2023
  • Das Andenken an die Blutzeugen der Bewegung währt ewig und Freunde und Kameraden vieler Länder haben heute meinem Bild der Feldherrnhalle mit den Namen der Gefallenen „geliked“, man weiss genau das im Volke das Blut der Revolution noch schlägt.

    P.S. 09.11.2023
  • Ein starker und inspirierender Artikel.

    Luka 09.11.2023

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