Die Weggefährtin #004 – Die Pflanzen der Sommersonnenwende – Brauch und Volksglauben

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Es ist noch nicht lange her, da wir den längsten Tag des Jahres feierlich begangen haben und die Sommersonnenwende auf unterschiedliche Weise gefeiert wurde. Oftmals wurde der Feierplatz schön hergerichtet und feierlich mit Blumenkränzen geschmückt. Warum machen wir das? Viele sagen wahrscheinlich, dass es schön aussieht und dass man einen Feierplatz nun mal schmückt. Das wäre eine legitime Antwort. Unser Brauchtum bietet uns jedoch viel wertvollere Antworten auf diese Frage.

Pflanzen haben von jeher einen hohen Stellenwert und tiefgreifende Bedeutung für das Leben der Menschen. Sie sind tief verwurzelt in unserer Kultur.

Die Sommersonnenwende stand und steht entsprechend im Zeichen einiger Pflanzen, die eine wichtige Rolle im Brauchtum dieses Hochfestes spielen und im deutschen Volksglauben zu finden sind.

Pflanzen, welche einst die Kultstätten der Germanen schmückten, gelten auch heute noch als bedeutsam. Mit diesen Kräutern schützte man Gesundheit, Vieh und Heim.

Im Folgenden möchte ich auf einige davon eingehen.

 

Das Johanniskraut (Sonnenwendkraut)

Schon die Germanen verehrten das Johanniskraut. Es steht als Lichtbringer und Symbol für die Sonne. Geerntet wurde es zur Sommersonnenwende am 21.Juni. Frauen und Mädchen trugen zur Sonnenwende Kränze aus Johanniskraut.
Mancherorts wird es an Fenster und Tore gesteckt oder geflochten, es soll vor Blitz und Feuer schützen. Auch vor Krankheit sollten unters Kopfkissen gelegte Kränze schützen.

Einsatz in der Volksheilkunde :
Nervöse Spannungen, Rheuma, Gicht, Wechseljahre, Angstzustände, Verletzungen, Krämpfe, Verstauchungen, Quetschungen, Verbrennungen, Erschöpfungszustände, Depressionen, Schlaflosigkeit, Lungenerkrankungen, Harnwegsbeschwerden, Prellungen, Blutergüsse, Sonnenbrand, Insektenstiche, Wechseljahrebeschwerden, Fieber, Bronchitis, Appetitlosigkeit, Durchfall, Menstruationsbeschwerden, Kopfschmerzen, Migräne.

 

Der Beifuß

Der Beifuß wurde früher oft als „Mutter der Pflanzen“ bezeichnet. Sein deutscher Name leitet sich vom mittelhochdeutschen „bivuoz“ ab. Dieses bedeutet so viel wie „stoßen, schlagen“.

Der Beifuß ist eines der Kräuter, aus denen die Sonnenwendkränze geflochten werden. Diese sollen ebenfalls zur Abwehr von Schaden und Misserfolg dienen.

Bekannt ist auch eine frühere Verwendung des Beifuß‘ bei der Geburtshilfe.

Einsatz in der Volksheilkunde:
Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit, Fieber, Menstruationsprobleme, Depressionen, Magenprobleme, Mundgeruch, Fusspilz, Durchblutungsbeschwerden, Magenschleimhautentzündung.

 

Die Hagebutte

Ihr wird ebenfalls eine schutzgebende Wirkung zugesprochen.  Die Germanen pflanzten Hagebuttensträucher um ihren Hof, damit sie vor den Truden (Hexen) geschützt waren. Sie waren wie der Holunder von einem Hof nicht wegzudenken.

Einsatz in der Volksheikunde:
Gastritis, Skorbut, Infektionskrankheiten, Grippe, Erkältungen, Blutungen, Wunden, Entzündungen, Zahnschmerzen, Müdigkeit, Blasenbeschwerden, Nierenprobleme, Gelenkschmerzen, Arthrose, Bronchitis, Vitaminmangel, Schwächezustand, Mund – Rachenschleimhaut -entzündungen, Bluthochdruck.

 

Der Holunder

Der Holunder wird der Göttin Hel, Holder ,Holla der Frau Holle, zugeordnet aber auch  Elder- oder Fliederbeerbusch genannt.
Der Holunder war ein Familienbaum, der niemals auf dem Hof fehlen durfte. Holunderholz darf nie verfeuert werden, er ist ein Schutzbaum, welcher alles Unheil unter sich bewahrt und so die Besitzer des Hauses schützt. Wenn man sein Holz für ein Feuer nimmt, werde dieses Unheil frei gelassen und an die Besitzer weitergegeben. Das Wort Holunder stammt aus dem Althochdeutschen von Holuntar (Holun = gnädig, heilig, hohl und Tar= Baum, Strauch).

Welchen Stellenwert diese Pflanze hat, zeigt ein alter Brauch, der besagt, dass man den Hut ziehen soll, wenn man an einem Holunder vorbeigeht.

Einsatz in der Volksheilkunde:
Grippe, Erkältungen, Fieber, Verstopfung, Nebenhöhlenentzündungen, Arthritis, Augenentzündungen, Mundgeschwüre, Hautentzündungen, kleinere Verbrennungen, Hautreizungen, Frostbeulen, Appetitlosigkeit, Blutreinigung, Rheuma, Neuralgien, Verstopfung, Husten.

Weitere Pflanzen die in die Kränze und Buschen eingebunden werden können, sind
Mädesüss, Arnica, Königskerze, Kamille, Margerite, Klette, Taubnessel und Eisenkraut.

All diese Pflanzen stehen zur Sonnenwende in voller Reife und sollen den Höhepunkt ihrer Heilkräfte erreichen wenn sie zur Sonnenwende geerntet werden.

Für das leibliche Wohl wurden die entsprechenden Pflanzen ebenfalls verwendet.

 

Nachfolgend stehen zwei Rezepte zum Ausprobieren bereit.

 

Nesselkuchen

Zutaten

  • 100g Brennessel – und Taubnesselblätter
  • 100g verschiedene Kräuter (ganz nach Eurer Wahl)
  • 100 g gemahlene Nüsse
  • 250 g Mehl
  • 125 g Zucker
  • 1/8 l Milch
  • 3 Eier
  • 1 Pk. Backpulver
  • brauner Zucker

 

Zubereitung

Die Nesselblätter werden mit kochendem Wasser übergossen und ein paar Minuten ziehen gelassen. Dann abtropfen und klein schneiden. Die gemahlenen Nüsse hinzufügen und vermischen. Mehl, Zucker, Eier, Backpulver und Milch zu einem Rührteig verarbeiten und das Nesselblätter-Nuss-Gemisch hinzufügen und gut verrühren. Den Teig in eine gefettete Kastenform geben. Der Teig wird länglich aufgeschnitten und der braune Zucker hineingestreut. Im Ofen bei 150 ° C ca. 60 Minuten backen.

 

Beifuß Essig

Zutaten

  • 3 Beifuß-Zweige
  • 1 Beifusswurzel
  • 1 Liter Apfelessig

 

Zubereitung

Die Beifußzweige und die zerkleinerte Wurzel werden in ein Glas gesteckt und mit dem Apfelessig übergossen. Für ca. 5-7 Tage dunkel stehen lassen. Danach abfiltern und in eine Flasche umfüllen.

Die Liste der Bräuche ist unendlich lang und teilweise von den jeweiligen Regionen abhängig. Dieser kleine Einblick soll uns vor Augen führen wie sinnvoll unsere Traditionen und Bräuche sind und deutlich machen, dass es wichtig ist, diese weiterzugeben und sie am Leben zu erhalten.

Denn: „Tradition schafft Identität“

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