Reise nach Estland (3/3)

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Der Unabhängigkeitstag

Der Unabhängigkeitstag geht auf den 24. Februar 1918 zurück. Zum Sonnenaufgang wird zeremoniell die Landesfahne gehisst und die Nationalhymne gesungen.

 

Militärparade

 

 

Schaubild 11: Militärparade

 

Gegen Mittag begann die Militärparade durch die Innenstadt. Endlos wirkende Ketten von Fahrzeugen und Militärgerät rollten durch die Straßen. Bestimmt wirkende Soldaten, die hin und wieder den Kindern gewunken haben, zierten die Ladeflächen. Am Himmel flogen Kampfflugzeuge, in der Stadt lag ein schwerer Dieselgeruch. An den Seiten Menschen aller Altersgruppen, von Kinderwagen bis Rollstuhl, die kleine Landesfahnen schwangen. Ein durchaus ungewöhnlicher Anblick, da das Militär in der Bundesrepublik nahezu vollständig aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden ist, wenn es dennoch vordringt, dann selten in einem positiven Kontext.

Die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein. Dadurch konnten keine sinngebenden Bilder der Parade aufgenommen werden und es wird daher auf externe Quellen für mehr Bilder verwiesen.

 

Fackelmarsch / Tõrvikurongkäik

 

 

Schaubild 12: Fackelmarsch 2019

 

Vor dem Fackelmarsch stellte Ruuben Kaalep das Parlament von innen vor. Zu dem eigentlichen Marsch erfolgte das Versammeln auf dem Unabhängigkeitsplatz. Der erste dieser Märsche wurde 2014 von Ruuben organisiert und hatte etwa 150 Teilnehmer. 2019 waren es 10.000 Teilnehmer. Eine unglaubliche Entwicklung. Der Sinn des Marsches besteht in der Ehrung der Toten, die für Estland gefallen sind, und dass die Jugend sie und die nationalen Prinzipien nicht vergessen hat.

Jeder Teilnehmer konnte sich eine Fackel nehmen. Zu Beginn wurden Reden gehalten und Lieder gesungen, einschließlich der Nationalhymne, der Finanzminister Martin Helme steuerte auch seinen Beitrag in Form einer Rede bei. Der Marsch, dessen Start und Ende der Unabhängigkeitsplatz war, erfolgte diszipliniert unter dem Singen einiger Lieder durch die Stadt. Danach erfolgten weitere Reden und Lieder. Vor, während und nach dem Marsch erfolgten immer Sprechchöre mit „Eesti eest“ (wörtlich: Für Estland), welche auch der Finanzminister anstimmte. Das schaffte ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl, da damit nicht nur Estland gemeint ist, sondern alle unserer Ethnie angesprochen werden: Für unsere Leute! Für Europäer! Für Europa!

Alles in allem eine beeindruckende Veranstaltung. Dieses Jahr waren weniger Teilnehmer vor Ort als vergangenes Jahr, was sicher auch mit den zurückliegenden Parlamentswahlen von 2019 zusammenhängt. Je nachdem, wer gefragt wurde, liegen die Schätzungen im Mittel bei 7.000-8.000. Da sich so ein Marsch schwer digital aufnehmen lässt, wird auf das Video vom letzten Jahr verwiesen, da dort unter anderem Drohnen zum Einsatz kamen.

Zusammenfassung

Die Reise bot tiefe Einblicke in das Land sowie die Leute und stellt eine der letzten ethnisch akzeptablen Länder in der EU dar. Dabei ist sich die politische Jugend bewusst, dass sich der Zustand schnell ändern kann und der Feind unberechenbare Kräfte besitzt. Daher setzen sie sich schon in einer vermeintlich ruhigen Zeit mit aller Kraft für ihr Land ein, um nicht zu (ver-)fallen wie vergleichbare Länder.

Die Verwurzelung mit der deutschen Kultur ist noch an vielen Stellen zu spüren, da deutsche Aussiedler auch nach Jahrhunderten noch die estnische Kultur, Kunst und Literatur mitprägten und in Zeiten der ersten nationalen Bewegungen ihren Teil zur estnischen Identifikation beitrugen, der bekannteste ist wohl Friedrich Reinhold Kreutzwald.

Die uns zugeneigte politische Jugend besucht die Universitäten und kann auf der Straße (Fackelmarsch), intellektuell (Konferenzen/Gespräche) und zeitgemäß (Metapolitik im Netz) überzeugen. Sie sind dabei international bestens vernetzt und unter ständiger Beobachtung wie der Vorfall von Toni Jalonen und seiner Amtsenthebung am selbigen Tag zeigt.

Die Konferenz und der Unabhängigkeitstag wurden von einer Vielzahl von Nationen besucht, dabei reicht die Spanne von den USA bis Russland. Das zeigt die Signifikanz, auch wenn hierzulande davon wenig zu spüren ist, sowohl in unseren Kreisen als auch in der gängigen Medienlandschaft. Das muss nicht zwangsläufig schlimm sein.

 

Zum Nachlesen: Teil 1, 2

1 Kommentar

  • Beeindruckend…
    Etwas Wehmut macht sich da bei mir breit, aber dennoch glüht der Hoffnungsfunke tief in meinem Herzen, so etwas hier eines Tages auch erleben zu dürfen.
    Es wird Zeit, dass sich mehr Menschen in diesem Land, ihrer Wurzeln bewusst werden und mit Stolz auf die Strassen gehen.

    das Linchen 14.03.2020
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