Ab Ende Januar 2020 berichtete die Presse über erste an Covid-19 erkrankte Menschen in Deutschland. Zu jenem Zeitpunkt ahnte kaum jemand, dass zwei Monate später Kontakt- und Ausgangssperren verhängt würden. Schulen blieben wochenlang geschlossen, die Kinder mussten nun ganztägig Zuhause betreut und geschult werden, oft blieben Eltern aufgrund von Firmenschließungen Zuhause. Andere wiederum, wie beispielsweise Verkäuferinnen und Pflegekräfte, mussten an vorderster Front weiterarbeiten.
Inzwischen beginnen erste Lockerungen zu greifen, erste Schulen öffnen und bald auch erste Sportstudios und Restaurants, wenngleich auch mit horrenden Auflagen.
Drei Frauen unserer nationalrevolutionären Bewegung schilderten uns vor kurzem aus ihrer persönlichen Sicht, wie sie die Zeit der Einschränkungen der persönlichen Freiheit erlebt hatten und teilweise noch erleben. Denn jedes Bundesland hat seine eigenen Vorstellungen über die Lockerungen…
Die Verkäuferin
„Es gibt wohl kein Klopapier mehr? Wann kommt denn wieder welches? Können Sie mir welches zurücklegen?“ Die häufigsten Fragen in den letzten Monaten, besonders in den ersten Wochen der Kontaktsperre, und ein ständiger Grund für Prügeleien und Beleidigungen. Neben dem Klopapier war auch Hefe und Reis nicht vorrätig – zumindest nicht bei uns. Gründe dafür waren Lieferschwierigkeiten und dass die Betriebe durch die hohen Krankheitsausfälle mit der Produktion nicht mehr hinterhergekommen sind. Mehl, Kartoffeln, Nudeln und auch Milch waren am Anfang der Coronazeit ständig vergriffen; mittlerweile hat sich das aber gebessert. Die 1,5 Meter Sicherheitsabstand wurden in den ersten Tagen/Wochen gut eingehalten und jeder, der sich nicht daran hielt, wurde angepöbelt und verjagt – von anderen Kunden.
Inzwischen wird sich daran nicht mehr gehalten und jegliche Hygienemaßnahme nur noch halbherzig beachtet. Hinter unseren hastig konstruierten Schutzfolien an der Kasse fühlen wir uns nun dennoch sichtlich wohler aus dem einfachen Grund, dass einem die Leute nicht mehr so auf die Pelle rücken und von allen Seiten irgendwas irgendwo hinreichen. Es war vor Corona schon eine Zumutung, Pfandzettel oder Geldscheine entgegen zu nehmen, die aus dem Mund oder aus einer frisch vollgeniesten Hand entgegengereicht wurden… man überlegt sich mehrfach, trotz Handschuhe und Desinfektionsmittel, ob man diese Sachen annimmt. Schrumpelige, aufgerissene Hände und Überstunden waren zudem ein Dauerzustand. Mit dem Auffüllen der Regale kamen wir teilweise nicht nach, da uns die Produkte wahrlich aus den Händen gerissen wurden.
Als dann die Maskenpflicht eingeführt wurde, war der Kampf um das Klopapier vergessen. Die neue Frage in den Köpfen der Bürger: „Wo bekomme ich jetzt eine Maske her? Stellen Sie mir eine? Ich bekomme doch sonst nirgendwo eine her und in der Apotheke sind die zu teuer“. Andere sind einfach kreativ und binden sich Küchenrollenpapier um den Kopf. Das sind mir ja die liebsten Kunden, die inmitten des ganzen Chaos noch etwas Humor behalten. Inzwischen ist das Tragen der Masken einfach nur noch eine Qual. Viele Bürger beharren aber auf diesen “Schutz” und beschweren sich, sobald es Menschen im Geschäft gibt die keine Masken tragen.
Man merkt, dass es auch Menschen gibt, die sehr dankbar sind, dass die Geschäfte die ganzen Monate geöffnet hatten und dass wir Mitarbeiter, trotz der schwierigen Situation, uns auf der Arbeit mit einem Lächeln durchkämpften. Pralinen und Geld für die Kaffeekasse erreichen uns in Hülle und Fülle, was uns natürlich erfreut.
Die Vollzeitmutter
Vorweg muss gesagt werden, dass wir uns in der Zeit der Familienplanung frühzeitig entschieden haben, dem städtischen Leben den Rücken zu kehren und dafür das Pendeln in Kauf zu nehmen, um zum Feierabend aufs Land zu fahren. In einem kleinen Ort am Rande des Westerwaldes ist uns so ein finanzierbares Leben mit Haus und angrenzendem großen Garten mit Feldanschluss möglich.
Es ist also selbstredend, dass ich diesem Umstand gerade jetzt besonnen danke und mir keine andere Lösung für meine Familie vorstellen könnte. Das Leben abseits der Stadt bietet uns so viele Möglichkeiten, und sei es in erster Linie Raum und Platz.
Zunächst empfand ich es als „befreiend“, als es zu dem sogenannten „Lockdown“ kam und so die Bewältigung des Alltags mit 4 Kindern und dessen dazugehörige Freizeitgestaltungen inklusiver Mamataxidienste eingestellt wurde und sich auf das Minimalistischste reduzierte. Das ewige Optimieren der Wegstrecken, der schnelle Kaffee im Auto zwischen Tür auf und Tür zu, der Spagat zwischen Halbtagsarbeiten, Mittagsessenkochen und Haushaltsjonglieren. Da empfand ich sogar die Schulferien nicht als Belastung, sondern stets als ein kleines Durchatmen.
Schule geschlossen! – verständlich, dass dies bei den Kindern für Jubel sorgte und so in der ersten Zeit die Aufgaben auch schnell von der Hand gingen und die nachmittägliche Freizeitgestaltung auch dankend angenommen wurde oder sogar selbstführend war.
Die Meldung, dass der Viertklässler meines Haushaltes ab dem 27.04.2020 unter getroffenen Maßnahmen wieder hätte zur Schule gehen können, gab den Anflug für einen Weg zurück in die Normalität, welche die Kinder nach fünf Wochen „Heimschularbeit“ wieder herbeisehnen.
Was zunächst noch aufregend und angenehm war, wurde nun zu einer emotionalen Zerreißprobe. Während die Tochter in der 6. Klasse das Fehlen ihrer Mitschüler bedauerte und so das miteinander Lernen auch ausblieb, entfernte sich der erst im Sommer letzten Jahres eingeschulte Erstklässler von der Notwendigkeit, Zuhause dem täglichen Lernen nachzukommen. Die Herausforderung hieß nun Heimschularbeit und war für mich genauso neu wie für die Kinder. Zwar hatte man durch die Hausaufgabenkontrolle nach Schulende etwas Routine, so war das komplette Erlernen und Einführen von neuen Themen jedoch Neuland. In diesem Umstand realisiere ich, wieso meine Eltern mir damals beim Ausarbeiten des Schulstoffes des Gymnasiums keine Hilfe sein konnten – nur hatte ich damals kein Verständnis dafür – da sie es ja schlicht selbst irgendwann einmal gelernt haben mussten. Nun stehe ich vor den einfachsten Aufgaben und runzele die Stirn. Und seien es so banale Aufgabenstellungen der Tochter, die im Sachunterricht die „Lage des römischen Reiches“ beschreiben solle. Ja Moment! Welche Lage… die geographische? – die wirtschaftliche? Und im Vergleich worauf? Wenn man als Eltern hadert und zweifelt, wird man am Ende unglaubwürdig und die erarbeitete Lösung wird dann von Kinderseite in Frage gestellt.
Ehrlich! – So hatte ich mir den Traum von dem sogenannten „Homeschooling“, dem Gedanken, wir lernen in unserem Tempo, wann wir wollen und wie wir wollen, nicht vorgestellt. Uns blieb während dieser Monate freilich mehr Zeit für uns und Freizeitaktivitäten, die keinen Verein bedürfen, aber die emotionale Belastung des fehlenden Alltags machte sich besonders bei den Kindern und ihrer Bereitschaft zur Kooperation mit den Hausaufgaben bemerkbar. Und zu guter Letzt spielte der Faktor, dass ich selber nicht im „Homeoffice“ arbeite, mit rein. Nun koordinierte ich nicht die vielen Vereine meiner Kinder, sondern verwaltete Ordner mit Arbeitsblättern und Aufträgen am Rechner, las bearbeitete Blätter ein und versandte sie an etliche Lehrkräfte, bezog Lernmittel über verschiedene Medien und stellte Videos mit Lerninhalten über diverse Kanäle bereit. Mein Alltag hatte sich quasi komplett mit verschoben und es galten nun andere Prioritäten, nämlich das Aufrechterhalten einer kindlichen Normalität und das Trostspenden, dass sie bald wieder in ihren Alltag zurückkehren können.
Die Pflegedienstmitarbeiterin
Ich arbeite als Alltagsbegleiterin für einen mobilen Pflegedienst. Das heißt, ich fahre täglich zu mehreren sehr betagten Senioren, die aufgrund ihres Alters oder Gesundheitszustandes ihre Wohnung nicht mehr verlassen können.
Seit den Einschränkungen unserer Bewegungsfreiheit hat sich für mich beruflich kaum etwas geändert. Im Gegenteil, einige Kollegen mussten aufgrund von grippeähnlichen Symptomen in Quarantäne und so musste ich für einige Kollegen einspringen.
Ich helfe nicht nur bei der Grundpflege und Haushaltsführung, auch leiste ich einfach Gesellschaft, koche oder kaufe für die Senioren ein. D.h., dass ich täglich mehrfach in Supermärkten bin und somit ständig einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt bin. Ich kaufe mit Handschuhen, Mund/Nase-Maske und Sterillium ein und bin schon von so manchem Mitbürger beschimpft worden, dass ich “einen am Teller” hätte. Auch beschuldigten mich Supermarktmitarbeiter bereits, mein Pflegedienstausweis wäre gefälscht, um an Toilettenpapier zu kommen. Das Argument, für die Senioren auch dieses einkaufen zu müssen, scheint nicht zu zählen. Also muss ich verschiedene Supermärkte anfahren, was mehr Kilometer und mehr Zeitaufwand bedeutet.
Was mich am meisten belastet?
Das sind drei Dinge: die Rücksichtslosigkeit/der Egoismus einiger Mitbürger, die Ängste meiner betagten Kunden aufgrund der Isolation und Berichterstattungen, sowie meine private Isolation.
Monatelang war es nicht mehr möglich, ins Fitnessstudio zu gehen, ein wichtiger Ausgleich und gesundheitlich unerlässlich für mich. Monatelang saß ich Abends allein Zuhause; zum Glück habe ich einen Hund, mit dem ich drei bis vier Male täglich spazieren gehe. Dies ersetzt jedoch nicht den näheren Kontakt zu anderen Menschen.
Inzwischen belastet es mich, Freunde nicht besuchen und umarmen zu können. Ich habe mangels Sportstudio zugenommen, habe es nicht geschafft, Zuhause genau dasselbe Trainingspensum durchzuziehen. Weniger Bewegung, mehr essen, denn die Küche ist immer da… ich fühle mich seelisch und körperlich unwohl.
Was ich als Erstes tun werde, wenn die Beschränkungen aufgehoben sind?
Ins Fitnessstudio gehen und mit Freunden im Garten grillen.
Unser Frauenblog ”Weggefährtin” ist eine regelmäßige erscheinende Kolumne von Frau zu Frau in unterschiedlichen Ausprägungsformen auf der Netzseite des III. Wegs, die unser Wirken und Sein innerhalb der Partei ergänzend darstellt.
Bei Interesse: [email protected]
Bitte mehr von solchen Erlebnissen – wenn möglich.
Das wird in Zukunft Zeitgeschichte sein.
🙂
ps
Am schönsten ist die Ruhe wegen der Einstellung des weltweiten Luftverkehrs. 🙂
Ich wette, DAS wird jeder vermissen. Es muss nicht jeder für 500 Euro wohin fliegen.
Man kann auch in der Heimat Urlaub machen – sobald das Corona (fast) verschwunden ist.