Selbstversorgung mit Tomaten – Die Anzucht

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Die Wintersonnenwende liegt schon einige Tage hinter uns. Die Tage werden wieder länger… Viele Gärtner werden es kennen: Es kribbelt in den Fingern, die Gärtnerhände möchten wieder Erde spüren. Das Gärtnerherz möchte endlich die eigenen Pflanzen wachsen sehen. Stopp! Diese Sehnsucht lässt viele Hobbygärtner viel zu früh mit der Pflanzenanzucht im Haus beginnen.

Es ist warm in der beheizten Stube, das natürliche Licht reicht den jungen Pflanzen nicht aus. Die Folge: sie werden lang und dünn, wollen zum Licht. Dadurch werden sie sehr instabil und fallen beim kleinsten Windzug um. Wie sollen sie später ihre Früchte tragen?

Jetzt wäre es möglich, auf Kunstlicht zu setzen. Auch für den Hobbybereich gibt es hier unzählige und auch erschwingliche Angebote. Die Verwendung einer solchen künstlichen Sonne widerspricht jedoch völlig meiner Intention, mich und meine Familie aus dem Garten selbst zu versorgen.
Ich will im Einklang mit der Natur gärtnern, nachhaltig soll es sein. Romane könnte ich jetzt über meine Vorstellung vom Gärtnern schreiben. Doch dieser kurze zusammenfassende Satz reicht aus, um aufzuzeigen: Das passt nicht zusammen!

Ich benötige Strom, um das künstliche Licht zu betreiben. Gut, hier könnten die Befürworter dieser Technologie jetzt argumentieren, dass heutzutage LEDs verwendet werden. Aber es gibt ja noch genügend andere Gründe, die gegen eine künstliche Beleuchtung sprechen. Jede Menge Plastik und Elektronik, die erst ressourcenverschwendend und wenig umweltfreundlich hergestellt werden muss und nach Gebrauch auch als Müll entsorgt werden muss.

Für mich hat es keinen Nachteil, frühestens Ende Februar oder sogar im März mit der Pflanzenanzucht zu beginnen. Denn, Tomaten sollten eh erst dann ins Freiland ziehen, wenn man Fröste ausschließen kann. Und als Ende der Frostgefahr werden hier in Deutschland allgemeingültig die sogenannten Eisheiligen genannt. Auch mit der Anzucht Ende Februar beginnend ist dies noch eine sehr lange Zeit, in der ich meinen Jungpflanzen neben guter Pflege einen sonnigen Platz im Haus anbieten können muss.

Für den Anbau eigener Tomaten benötigst du keinen großen Garten, ein sonniger Balkon ist bereits ausreichend. Der Anbau gelingt sehr gut in Töpfen ab einem Volumen von 10 Litern. Hier kannst du kreativ sein und der Umwelt zuliebe recyceln. Das Gefäß benötigt allerdings am Boden eine Öffnung, damit Wasser abfließen kann, um Staunässe zu vermeiden.

Die Anzucht

Die Anzucht beginnt frühestens Ende Februar, kann aber auch im März begonnen werden.

Was wird benötigt?

  • Saatgut

Beim Saatgut achte darauf, dass es aus ökologischer Erzeugung stammt und samenfest, also nachbaufähig, ist. Auf dem Markt sind sogenannte F1-Hybride erhältlich. Wenn du aus deiner eigenen Ernte Saatgut für das darauffolgende Jahr gewinnen willst, solltest du diese meiden. Denn dieses Saatgut stammt aus Kreuzungen unterschiedlicher Elternpflanzen, die die gewünschten Eigenschaften in der ersten Generation weitervererben, in weiteren Generationen jedoch andere, vermutlich unerwünschte, Eigenschaften der Elternpflanzen zum Vorschein bringen.

  • Pflanztöpfe und Plastiktüten oder ein Mini-Gewächshaus

Für die Anzucht in vorhandenen Pflanztöpfen oder anderen geeigneten Gefäßen benötigst du für den Gewächshauseffekt eine Klarsicht-Plastiktüte, die über den Topf gespannt wird. Kleine Löcher sorgen für ausreichende Belüftung. Auch aus anderen im Haushalt für gewöhnlich vorhandenen Materialien kannst du mit etwas Geschick dein Gewächshaus selbst bauen.

  • Aussaaterde

Für die Anzucht wird spezielle Aussaaterde benötigt. Diese ist eher nährstoffarm mit dem Hintergrund, dass die Pflanzen auf der Suche nach Nährstoffen Wurzeln bilden.

Damit die Jungpflanzen nicht von Krankheiten befallen werden – besonders in der Gewächshausatmosphäre ist die Schimmelgefahr hoch – ist sie außerdem keimfrei und besonders locker. Beim Kauf von Anzuchterde solltest du auf eine gute Qualität sowie auf den Verzicht von Torf, zum Schutz unserer Moore, achten.

Wenn du gerne experimentierst: Du kannst Aussaaterde auch kostengünstig selbst herstellen. Es handelt sich um eine Mischung aus Gartenerde (Erde eines Maulwurfshügels ist dafür sehr gut geeignet), Kompost und Sand, die vor der Verwendung sterilisiert wird (Siehe Aussaaterde selber machen).

Zuerst füllst du das Pflanzgefäß zu etwa 2/3 mit der Anzuchterde und drückst die Erde an. Jetzt legst du die Samen auf die Erde und bedeckst sie mit etwa 0,5 cm Erde. Noch einmal leicht andrücken und mit einer Sprühflasche die Erde gut befeuchten.

Nun stülpst du die Haube/Folie über das Pflanzgefäß und stellst das Ganze an einen hellen und warmen Ort. Ab und zu das Gewächshaus belüften oder Luftlöcher vorsehen.

Für die erfolgreiche Keimung ist es wichtig, dass die Erde feucht bleibt. Nach etwa einer Woche recken die ersten Pflanzen ihre Köpfe aus der Erde. Ab jetzt gießt du die Pflanzen mit einer Gießkanne, denn Tomatenblätter mögen kein Wasser.

Die schmalen Blätter mit einem glatten Rand sind die sogenannten Keimblätter. Erst danach entwickeln sich die ersten gezackten Tomatenblätter. Dann ist auch der richtige Zeitpunkt zum Pikieren gekommen.

Pikieren

Pikieren? Das ist das erste Umtopfen. Nun setzt du jeweils eine Pflanze in ihren eigenen Topf, den sie bis zum Auszug ins Freiland behalten darf.

Was wird benötigt?

  • Pflanzgefäße

Entweder hast du bereits geeignete Pflanzgefäße oder du recycelst z.B. eine Milch-Verpackung mit quadratischer Grundfläche, in dem du das obere Teil bei etwa 2/3 Höhe abschneidest.

  • Pikierstab

Hier kannst du auch den Stiel eines Löffels nehmen

  • Mischung aus Aussaat- und Gemüseerde

Jetzt benötigen die Jungpflanzen ein wenig Düngung.

Die pikierten Pflanzen pflegst du nun bis zum Auszug an einem hellen und warmen Platz im Haus. Tomaten mögen keine nassen Füße! Es ist ausreichend, zu gießen, wenn die Erde abgetrocknet ist.

Zur Erhöhung der Widerstandskraft kannst du täglich mit der Handfläche über die Blätter streichen, um einen leichten Wind zu imitieren.

 

Im zweiten Teil dieses Artikels erfahrt ihr, wie die Tomaten im Freiland zu pflegen sind und wie man die Ernte verarbeiten kann.

 

1 Kommentar

  • Vielen Dank für die sehr guten und anschaulichen Anregungen. Bitte mehr davon😊🍅

    Heidrun 01.03.2021
  • Guter Artikel , danke für die Tipps…

    Sascha 26.02.2021
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