Steigerwald-Panoramaweg: 4,5 Tage, 188 Kilometer – Ein Erlebnisbericht Teil 3

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In unserer Arbeitsgemeinschaft Körper und Geist sammeln sich Sportler und Aktivisten unserer Partei, die unsere Weltanschauung vorleben und als Vorbild nach außen wie nach innen strahlen wollen. Der Kampfsport steht hierbei meist im Fokus von Medien und Gegnern. Aber in der AG Körper und Geist sind nicht nur Kampfsportler aktiv. Neben Fußballern und Radfahrern eben auch sportliche Wanderer. Einer von ihnen ist am 12. Mai 2021 morgens zur Bewältigung des Steigerwald-Panoramawegs[i] gestartet. Nach viereinhalb Tagen und 188 Kilometer später war er am Ziel seiner langen Wanderung. Nachfolgend der Erlebnisbericht des Wanderers (erster Teil siehe: Steigerwald-Panoramaweg: 4,5 Tage, 188 Kilometer – Ein Erlebnisbericht Teil 1, zweiter Teil: Steigerwald-Panoramaweg: 4,5 Tage, 188 Kilometer – Ein Erlebnisbericht – Teil 2):

Tag 4

Als die ersten Sonnenstrahlen über dem Herrenberg von Castell auf meinen Kopf trafen, wachte ich auf. So wünscht man sich einen Tagesanfang.

Die Eindrücke dieses Morgens sind mit Bildern nicht zu beschreiben.
Die Eindrücke dieses Morgens sind mit Bildern nicht zu beschreiben.

Bestens gelaunt bereite ich mir wieder das bewährte Frühstück zu und kurz danach geht es weiter.

Da schmeckt der Kaffee gleich doppelt so gut.
Da schmeckt der Kaffee gleich doppelt so gut.

Nach wenigen Kilometern erreichte ich die alte Festungsanlage am Schwanberg. Hier hatten bereits die Kelten eine Festung aufgebaut. Die geografische Lage eignete sich gut zur Verteidigung. Von Osten kommend durchstößt der Wanderpfad den doppelten Festungswall mit vorgelagertem Graben. Nachdem der Schlosspark durchquert wurde, konnte ich eine malerische Aussicht über das Frankenland genießen. Der Abstieg nach Iphofen geht durch das Gebiet des „Höttehött“. Der Sage nach ein Reiter ohne Kopf, der als Waldschrat von Iphofen hier sein Unwesen trieb. Jeder, der seinen Namen aussprach, wurde von ihm aufgesucht.

Auf dem Schwanberg
Auf dem Schwanberg

In Iphofen musste ich meine Lebensmittelvorräte auffüllen. Hierfür hatte ich im Vorfeld den REWE-Supermarkt auserkoren, hoffte aber in der Altstadt kleinere Läden zu finden, bei denen ich ebenfalls Brot, Wurst und Obst kaufen konnte. Meine Hoffnungen waren nicht vergebens. Eine Bäckerei und ein Blumenladen, der auch Obst im Angebot hatte, deckten meinen Bedarf an Lebensmitteln.

Malerisches Iphofen
Malerisches Iphofen

Iphofen verlassend ging es in Richtung Osten. Hier verlief der Weg auf einem Trimm-dich-Pfad. Als die Klimmzugstangen kamen, konnte ich nicht anders. Aber wie auch schon während meiner Dienstzeit brachte ich gerade einmal einen kläglichen Klimmzug mit dem Rucksack auf dem Rücken zustande. 25 Kilogramm mehr wirken sich doch dramatisch auf die eigene Klimmzugleistung aus. Am Ende des Pfades kam noch ein Kneippbecken in Sicht. Es war traumhaft, mit den geschundenen Füßen durch das kalte Wasser zu stapfen. Bestens gelaunt setzte ich, die Füße noch einmal mit Hirschtalg eingefettet, meinen Weg fort.

Blich auf den Schwanberg von Iphofen, Kneippbecken, Aussicht nach Süden vom Vogelsangberg, Mönchsondheim
Blich auf den Schwanberg von Iphofen, Kneippbecken, Aussicht nach Süden vom Vogelsangberg, Mönchssondheim

Zwischen Markt Einersheim und Mönchssondheim kam mir eine Wanderin mit großem Rucksack entgegen. Die Dame mittleren Alters lief ebenfalls den gesamten Steigerwald-Panoramaweg, jedoch in der anderen Richtung von Bad Windsheim nach Bamberg. Sie ließ es aber gemütlicher angehen und ist bereits den dritten Tag unterwegs. Mit ihrem Rucksackgewicht von nur 12 Kilogramm kann ich jedoch nicht mithalten. Meine Ausrüstung setzt sich hauptsächlich aus Militärsachen zusammen und ist daher zwangsläufig auch schwerer, aber eben widerstandsfähiger.

Hinter dem verträumten Örtchen Mönchssondheim ist eine kleine landschaftliche Durststrecke zu bewältigen. Fairerweise muss ich aber feststellen, dass dies der einzige Abschnitt war, der keine besonderen landschaftlichen Reize bot, von der Aussicht auf den Steigerwald einmal abgesehen. Auf landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen ging es etwa vier Kilometer zwischen Ackerflächen nach Hüttenheim. Hier stand dann der nächste längere Anstieg über ca. 170 Höhenmeter an. „Fern im Westen steh´n dunkle Wolken“. Der Refrain des Fallschirmjägerliedes sprang mir unweigerlich in den Kopf, denn große Gewitterwolken standen am Himmel. Entgegen des Lieds jedoch alles andere als „fern“, sondern sehr nah. Eigentlich zu nah. Ein pfeifender Wind kündigte auch schon den Wetterumschwung an und ich legte einen schneidigeren Schritt ein, um den erwartbaren Regenschauer etwas geschützt im Wald zu erleben. Das Gewitter zog glücklicherweise weiter nördlich an mir vorbei. Lediglich ein kurzer Schauer frischte die Luft auf.

Pause vor Hüttenheim, Nah im Westen drohen dunkle Wolken, das Steigerwald-Panoramaschild bei Schloss Frankenberg bei dem im Januar 2021 die Idee für die Unternehmung reifte, rechter Haken bei Schloss Frankenberg
Pause vor Hüttenheim, nah im Westen drohen dunkle Wolken, das Steigerwald-Panoramaschild bei Schloss Frankenberg, bei dem im Januar 2021 die Idee für die Unternehmung reifte, rechter Haken bei Schloss Frankenberg

Kurz vor dem Schloss Frankenberg legte ich noch eine kleine Pause ein. Die Schmerzen in den Fußsohlen ließen mir eigentlich auch keine andere Wahl. Nach den guten Erfahrungen mit dem Kneippbecken ziehe ich Schuhe und Socken aus und massiere die geschundenen Sohlen. Auch ein paar Schritte Barfuß sorgten für ein Nachlassen der Schmerzen. Bevor es weiterging, gab es noch eine dicke Schicht Hirschtalg für die Füße. Bei Schloss Frankenberg kam ich an der Steigerwald-Panoramaweg-Tafel vorbei, an welcher im Januar die Idee für diese Unternehmung ihren Anfang fand.

Durch das mir von der Winterwanderung noch wohlbekannte Gelände geht es zur Burgruine Hohenlandsberg. Die Ruine ist zugleich der höchste Punkt auf der gesamten Route. Von Bärlauch umringt führt ein schmaler Pfad in die alte geschliffene Raubritterburg. Eigentlich hatte ich vor, hier meine Nacht zu verbringen. Doch am Sonnabend um 20 Uhr war hier noch einiges los. Zudem ist das Übernachten in der Ruine noch zusätzlich zur Corona-Ausgangssperre, gegen welche ich ja schon seit Tagen verstoße, verboten. Das Risiko, dass ein spießiger Burgbesucher mich anschwärzt und ich dann noch mitten in der Nacht das Lager abbrechen muss, ließ mich weiterziehen. Wenige hundert Meter weiter habe ich einen geeigneten, gut getarnten Platz für die letzte Nacht im Wald gefunden.

Von Bärlauch eingefasster Pfad, Eingang in das innere der Ruine Hohenlandsberg, im inneren der Ruine, späteres Lager im Wald
Von Bärlauch eingefasster Pfad, Eingang in das innere der Ruine Hohenlandsberg, im inneren der Ruine, späteres Lager im Wald

Da für die Nacht Regen gemeldet ist, spanne ich mir eine Schutzplane auf. Mit der Tagesleistung von 41,5 Kilometern kann ich zufrieden sein. Mit dem Kartoffelbrei, den ich mir zubereitete, bin ich es nicht. Nach ein paar Löffeln entschied ich mich dazu, den Rest im Waldboden zu vergraben. Mögen die Würmer mehr Freude an dem widerlichen Brei haben. Erschöpft kroch ich in den Schlafsack für die letzte Nacht im Wald.

Tag 5

Pünktlich stand ich auf. Da ich keinen Haferbrei mehr für das Frühstück hatte, wurde es kurzerhand mit einer kleinen Portion Gulasch ein deftiges Frühstück. Das Lager war schnell geräumt und wie immer erinnerte nach meinem Abzug nur noch etwas plattgedrücktes Laub daran, dass ich hier meine Nacht verbrachte. Die ersten Kilometer wurden schnell zurückgelegt. In den beiden malerischen Ortschaften Herbolzheim und Oberntief musste ich einige Stopps einlegen, um Fotos von den schönen alten Gebäuden zu machen. Für die Ortschaft Herbolzheim ist dies besonders erwähnenswert, denn das Dorf wurde am 12. April 1945 von den amerikanischen Jagdbombern und Artillerie zu 90 Prozent zerstört.

Kontrolle der Karte, malerisches Herbolzheim, Blick nach Norden über Oberntief
Kontrolle der Karte, malerisches Herbolzheim, Blick nach Norden über Oberntief

Regen hatte mittlerweile wieder eingesetzt, aber in Anbetracht des nahenden Ziels war ich munter und mit dem Soldatenlied „Auf Kreta bei Sturm und bei Regen“, das ich lauthals in die Landschaft schmetterte, ging es frohen Schrittes immer weiter. Nach etwa vier Stunden war dann das Ziel am Kurpark in Bad Windsheim erreicht. Glücklich, aber auch etwas traurig, dass dieses kleine Abenteuer nun schon vorbei war, machte meine Frau, die mich dort abholte, noch ein Foto von mir vor dem eigentlichen Startschild und dann ging es motorisiert nach Hause.

Am Ziel: 188 Kilometer, 3827 Höhenmehter in 4,5 Tagen
Am Ziel: 188 Kilometer, 3827 Höhenmehter in 4,5 Tagen

Fazit:

Im Gesamten hatte ich vom Bamberger Hauptbahnhof bis zum Kurpark in Bad Windsheim 188 Kilometer zurückgelegt und einen Anstieg von 3827 Höhenmetern bewältigt. 50 Stunden und 39 Minuten war ich in diesen viereinhalb Tagen auf den Beinen.

Strecke Anstieg Zeit
Tag 1 54,57 1360 14 Stunden 38 Minuten
Tag 2 35,28 806 10 Stunden 10 Minuten
Tag 3 37,46 641 10 Stunden 13 Minuten
Tag 4 41,47 835 11 Stunden 32 Minuten
Tag 5 19,61 185 4 Stunden 06 Minuten
Summe 188,39 3827 50 Stunden 39 Minuten

 

In der Zeit habe ich wieder viele interessante Erfahrungen gemacht. Natürlich bin ich ein geübter Wanderer und Sportler. Aber eine Tour, bei der ich über mehrere Tage mit schwerem Gepäck mindestens 35 Kilometer zurücklegen muss, hatte ich noch nie unternommen.

Übersicht: Tag 1 rot, Tag 2 dunkelgrün, Tag 3 schwarz, Tag 4 blau, Tag 5 lila
Übersicht: Tag 1 rot, Tag 2 dunkelgrün, Tag 3 schwarz, Tag 4 blau, Tag 5 lila

Das Wandern hier kam mir vor wie einfaches Schmerzmanagement. Schmerzen in den Schultern, Schmerzen an der Hüfte und vor allem Schmerzen in den Fußsohlen. Andere Probleme hatte ich eigentlich nicht. Mal hier, mal dort mehr Schmerzen und als die Fußsohlen ab dem zweiten Tag nach ca. 25 Kilometern anfingen zu brennen, stellte das sowieso alles andere in den Schatten. Die Nächte draußen waren stets sehr erholsam und ich hatte einen tiefen und kraftspendenden Schlaf.

Körperlich bleibt mir vor allem der erste Tag mit seinen zahlreichen Auf- und Abstiegen und der Streckenlänge im Gedächtnis. Sonst war es, wundersamerweise – von den Anstiegen abgesehen – nicht allzu anstrengend. Begrenzender Faktor bei der täglichen Streckenlänge waren ab dem zweiten Tag stets die Schmerzen in den Fußsohlen. Neben viel Hirschtalg, Fußmassagen und ein bisschen Barfußlaufen in den Marschpausen habe ich dagegen auch noch kein probates Mittel gefunden.

An medizinischen Hilfsmitteln habe ich vor, während und nach der Tour nichts genommen. Abgesehen von einer Magnesium-Tablette jeden Abend habe ich hier nichts zu mir genommen. So war es auch geplant. Schmerztabletten hatte ich zwar in meinem Erste-Hilfe-Set dabei und die Versuchung war gerade am dritten Tag groß, aber die Disziplin war stärker.

Landschaftlich war die Wanderung traumhaft. Selbst der verregnete erste Tag bot trotz tiefhängender Wolken viele Reize für die Augen. Panoramaweg bedeutet eben, dass man schöne Ausblicke erwarten darf. Es heißt aber auch, dass man quasi jeden Hügel am Weg ‚rauf muss. Der Weg selber ist mit Umleitungen hervorragend ausgeschildert.

Die Oberbayern haben die Alpen aber dafür haben die Franken haben den Horizont.
Die Oberbayern haben die Alpen, aber dafür haben die Franken den Horizont.
Natur und Ortschaften bieten einen besonderen Reiz für die Augen
Natur und Ortschaften bieten einen besonderen Reiz für die Augen

In der Nachbetrachtung denke ich gerne an die fünf Tage zurück. Eine weitere mehrtätige Wandertour will ich – sobald es die Verpflichtungen in Familie, Beruf und Politik wieder zulassen – auf jeden Fall wieder unternehmen. Goethe hatte mit seinem Ausspruch „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“ natürlich recht. Ich habe mir so wieder ein kleines Stück meiner wunderbaren Heimat erschlossen und ein paar Stunden in trauter Zweisamkeit mit meiner körperlichen – und was die Schmerzen angeht psychischen – Leistungsgrenze verbracht. Was gibt es schöneres für einen heimattreuen Sportler? Ich kann nur jedem empfehlen, rauszugehen und sich zu bewegen. Fangt mit kleinen Touren an und steigert euch. Beim Wandern ist dies auch mit wenig Training einfach möglich. Selbst einen 100-Kilometer-Marsch kann jedermann, sofern er keine körperlichen Gebrechen wie Fußfehlstellungen o.ä. hat, auch ohne vorheriges Training mit der richtigen Einstellung bewältigen. Unser Vaterland bietet zudem eine Vielzahl an wunderschönen Ecken. Reiseführer, Tourenplaner, Online-Recherche oder auch unser Reiseführer mit Sehenswürdigkeiten Reiseführer Deutschland – Entdecke deine Heimat bieten hier eine Vielzahl von Zielen.

Demnach: Packt die Taschen, schnürt die Stiefel und hinaus in die Natur!

 

 

Körper & Geist – Arbeitsgemeinschaft der Partei Der Dritte Weg


[i] https://www.frankentourismus.de/wege/steigerwald-panoramaweg-391/

  • Wie bereits geschrieben: Sehr lesens- und – der schönen Bilder wegen – auch betrachtenswert. Sowas würde ich seit ich-weiß-nicht-wie-lange gerne auch mal tun. Da ich aber aufgrund meiner beruflichen Situation nie Urlaub habe (zum letzten Mal 2007 2 Tage), ist es einfach nicht drin.

    RW 30.05.2021
  • Wahrlich beeindruckende Leistung und sehr vorbildlich!
    Riesen Respekt

    willi westland 28.05.2021
  • Chapeau 🙋
    Die Wanderung kann wohl nur noch kameradschaftlich getopt werden !
    Vor ein paar Jahren war ich im Hochwinter im Thüringer Wald auf dem Kamm des Rennsteigs unterwegs.
    Die ca 180 km in einer Woche auf Ski, im Biwak und Schutzhütten sorgten dafür das ich Solo unterwegs war.

    L. E. 28.05.2021
  • Chapeau 👍
    Eine Wanderung nach Maß die man zu allen Jahreszeiten allein oder kameradschaftlich unternehmen kann.
    Erinnert mich an den 180 km langen Kammwander Höhenweg des Rennsteigs im Thüringer Land den ich vor Jahren im Winter in einer Woche Gehzeit absolvierte.

    L E 28.05.2021
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