Der Wolf – ein deutsches Tier (Teil 2/2)

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In dem ersten Teil dieser Artikelreihe über den Wolf haben wir über Ursprung, Geschichte und die Ausrottung in der Vergangenheit berichtet. In diesem Teil geht es nun überwiegend um die aktuelle Situation und das Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf.

 

Die Wölfe kehren heim

Um es mit den Worten einer bekannten deutschen Band einzuleiten, seit 2000 wurde erstmals wieder eine erfolgreiche Welpenaufzucht in Deutschland nachgewiesen. Anfangs war der Wolf vor allem im sächsischen Teil der Lausitz heimisch, erst seit 2005 nimmt der Bestand der Wölfe auch in anderen Bundesländern zu. Aktuellen Zahlen nach gibt es ca. 128 Rudel, diese bestehen aus zwei ausgewachsenen Wölfen mit Nachwuchs. Insgesamt wird die Zahl der Wölfe in Deutschland auf 1200-1500 Tiere geschätzt.

 

Konflikt – Mensch und Wolf

Die Mythen um den bösen Isegrim halten sich trotz einer überwiegenden Mehrheit in der Bevölkerung, die sich für den Wolf ausspricht, hartnäckig.
Vor allem aus weiten Teilen der Medien, Politik oder Nutztier- und Jagdlobby wird das Thema zunehmend unsachlich behandelt.

Der Wolf ist weder Kuscheltier, noch eine Bestie, sondern ein Raubtier. Wie groß ist die Gefahr eines Wolfsangriffs also wirklich? Eine Studie aus dem Jahr 2020 vom Norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) für Europa und Nordamerika liest sich wie folgt: Hier gab es innerhalb von 18 Jahren insgesamt 14 Angriffe durch Wölfe auf den Menschen, von denen zwei Fälle (beide in Nordamerika) tödlich waren. Zum Vergleich: jährlich sterben allein in Deutschland bis zu zehn Menschen durch Blitzschlag. Etwa 250 werden vom Blitz getroffen. Also ist die Wahrscheinlichkeit größer, vom Blitz getroffen zu werden, als von einem Wolf angegriffen zu werden.

Ein Angriff durch einen Wolf, wie auch durch andere Wildtiere oder Haus- und Nutztiere kann niemals völlig ausgeschlossen werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch äußerst gering. Die Angst vor dem Wolf als Menschenfresser scheint also relativ unbegründet zu sein, aber dennoch kommt es immer wieder zu Diskussionen und Konflikten, wobei diese aber mehr auf kommerziellen als auf physischen Ängsten beruhen.

Wenn wir aber nun die Rollen vertauschen, besteht durchaus eine Gefahr darin, als Wolf einem Menschen zu begegnen: In den letzten Jahren starben 378 Wölfe im Verkehr, 50 Wölfe wurden bisher illegal getötet, meist geschossen, aber auch mutwillig überfahren; auch geköpfte Wölfe wurden gefunden. Diese Zahl steigt stetig.

 

Der Wolf und der Wald

Als Spitzenprädator hat der Wolf keinen natürlichen Feind, sein Bestand reguliert sich aber selbst durch Fläche und Nahrung, der Mensch als Regulierung in Form der Jagd ist dazu biologisch überhaupt nicht vorgesehen.

In Deutschland besteht ein Wolfsrudel meist aus 3-5 Tieren, in Nordamerika können solche Rudel bei entsprechender Größe des Reviers bis zu 25 Tiere umfassen. Die Natur reguliert sich selbst. Wölfe sind Spezialisten im Erkennen kranker Paarhufer und entfernen diese aus der Natur, der menschliche Jäger bevorzugt dagegen oft große Trophäen.

 

Herdenschutz statt Abschuss!

Nutztiere – bei diesem Thema sprechen wir von dem Konflikt zwischen Weidetierhalter und Wolf. Immer wieder war dieser Konflikt auch ausschlaggebend für Verfolgung und Tötungen. Aktuell auch heiß debattiert ist der Riss des Ponys der ehemaligen Flinten-Uschi und heutigen Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, die gerade alle Hebel in Bewegung setzt, um den bösen Wolf zu erlegen und ihre Vergeltung zu bekommen. Aber bleiben wir bei den sachlichen Themen. Analysen tausender Kotproben in der Lausitz haben ergeben, dass allenfalls 0,8 Prozent Nutztiere in diesen Proben enthalten waren. Der Wolf ernährt sich auch weiterhin überwiegend von Wild.

Dennoch bleiben die Schäden, die durch den Wolf entstehen, für einen Schäfer nicht unerheblich. Sollte ein solcher Wolf also zum Abschuss freigegeben werden? Was für manche nach einer einfachen Lösung klingen mag, ist fatal für den ökologisch wichtigen Wolfbestand, das Gegenteil wird sogar erreicht durch diese Methode. Eine Regulierung oder ein Abschuss kann die Gefahr von Übergriffen auf Weidetiere sogar erhöhen, Rudelstrukturen werden zerstört und Jungwölfe, die oft risikofreudiger und unerfahren sind, können nachrücken.

Oft wird auch der falsche Wolf geschossen, und wenn es sich dabei wie in einem aktuellen Fall in NRW um eine Wolfsmutter handelt, ist dies ein fataler Eingriff in den Bestand.

Mit einem Abschuss oder einer Regulierung ist also keinem Schäfer geholfen; es benötigt eine umfassende Förderung des Herdenschutz in der Weidetierhaltung, Einsatz von Herdenschutzhunden, Elektronetze mit einer Höhe von 90 Zentimetern und unkomplizierte Entschädigungen für Risse.

 

Fazit und eine andere Betrachtung

Mit dem Wolf hat der deutsche Wald endlich seinen angestammten und natürlichen Prädator zurück. Als Nationalist wie auch als Naturliebhaber eine wahre Bereicherung und auch ein symbolischer Lichtblick für den Erhalt unserer Heimat.

Es wird sich zeigen wie sehr diese sonst alles Natürliche negierende Zeit weiterhin mit dem Wolf verfahren wird, jeder Zentimeter in diesem Land wird doch von irgendeinem Profitmichel in Anspruch genommen, dem Wolf oder gar der Natur wird hierfür kaum Raum gelassen. Es muss ein allgemeines Umdenken der profitorientierten Maximierung in der Agrarwirtschaft stattfinden. Diese muss natürlich gesellschaftlich wie politisch getragen werden. Diese Artikelreihe würde hier für Antworten vermutlich den Rahmen sprengen und ist auch nicht Thema dieser Artikel, sondern die Meinung des Verfassers.

 

„Der Wolf ist ein wahrer Geist der Wildnis.”

 

Zum Nachlesen: Teil 1

1 Kommentar

  • Ein weiteres Problem stellt die höhere Besiedlungsdichte von heute im Vergleich zu vor 200 oder 400 Jahren. D.h. der Wolf gewöhnt sich an Menschen, da er diesen permanent begegnet und das wird dann langfrsitig zum Problem, da er dann in die Dörfer kommt und sich ernnährt bzw. auch im Wald nah an Menschen rankommt und dann ggf. angreift.

    Redaktion 22.03.2023
  • Die Schutzzäune reichen in der Höhe oftmals nicht aus und bedeuten einen massiven Mehraufwand. Außerdem kriegt man nur finanzielle Unterstützung, wenn man in einem Wolfrisikogebiet wohnt. Und das sprechend ei behörden erst nach x-Vorfällen aus.

    Redaktion 22.03.2023
    • 👍🏻

      Hendrik 22.03.2023
  • Sehr gut geschrieben. Ich habe aber mal gehört ,dass die bis zu 2 Meter hoch springen können. Ich glaube da ist ein 90cm hoher Stromzaun keine richtige Hürde. Aber ich denke mit einem höheren Zaun und staatlicher Unterstützung ,damit der traditionelle Beruf des Hirten noch lange Jahre bestehen bleibt ,kann man schon einiges zum Guten lenken.

    Hendrik 22.03.2023
    • Schafe machen weit unter einem Prozent die Ernährung eines Wolfes aus. Da sollte eine Entschädigung sinnvoller als teure Zäune sein.
      Im vergangenen Jahr habe ich mich mit einem Schäfer unterhalten und ich mußte feststellen, daß es eine aussterbende Berufsart in Deutschland ist. Er sagte, er ist einer der letzten Hirten; andere haben lange zuvor aufgehört und er selbst findet keinen Nachfolger, da keiner mehr den Beruf ausüben will.

      VoSo 23.03.2023
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