Die Kundgebungen gegen die Corona-Beschränkungen am 23. Mai 2020 in Bayern fielen etwas kleiner aus als noch die Woche zuvor. Ob hierfür alleine das schlechte Wetter, Protestmüdigkeit oder auch die mangelhafte Organisation verantwortlich war, werden die kommenden Wochen zeigen. Während in München die zentrale Kundgebung auf der Theresienwiese wegen eines Sturms abgesagt werden musste, fanden die Kundgebungen in der Lebkuchenstadt Nürnberg bei regnerischem Wetter im kleineren Rahmen statt.
Zur einer „Meditation für den Erhalt der Grundrechte“ im Nürnberger Marienbergpark fanden sich laut Polizeiangaben nur ca. 20 Personen, gegenüber 50 in der Vorwoche zusammen. Die Kundgebung auf der Wöhrder Wiese war über den Gesamtzeitraum mit ca. 500 Personen eigentlich gut besucht. Die zahlreichen Zaungäste, die am vergangenen Wochenende hier noch zugegen waren, blieben jedoch aus. Von einer dritten Versammlung am Aufseßplatz liegt keine Teilnehmerzahl vor. Neuralgische Punkte in der Nürnberger Innenstadt, wie zum Beispiel die Lorenzkirche, standen den ganzen Tag über unter starker Beobachtung der Polizei. Mehrere Einheiten der Bereitschaftspolizei und des Unterstützungskommandos (USK) standen hier „Gewehr bei Fuß“ um mögliche Zusammenkünfte sofort zu unterbinden.
Gedenkminuten für „gestorbene“ Grundrechte
Wie auch in den vergangenen Wochen waren wieder Aktivisten unserer nationalrevolutionären Partei mit vor Ort (siehe auch: Nürnberg: Proteste gegen Covid-19-Maßnahmen). In den Reden auf der Wöhrder Wiese wurden wieder die Grundrechtseinschränkungen angeprangert. Eine Mutter berichtete, untermalt mit viel biblischen Anleihen, vom ersten Schultag ihrer Kinder nach der Corona-bedingten Schulschließung.
Ob die Überzeichnung als traumatisches Erlebnis ein rednerisches Stilmittel oder auf die offensichtlich hypersensiblen Charaktere der beteiligten Personen zurückzuführen ist, war nicht ganz offensichtlich. Auffallend war wiederrum, dass der Protest verschiedenste Gruppierungen zusammenführt, so waren neben Schildern nach dem Widerstandsrecht auch Parolen zur Abschaffung des Rundfunkbeitrags zu sehen. Allgemein nahm die Kritik an der Berichterstattung der etablierten Medien einen großen Raum ein. Die Teilnehmer greifen die Diffamierungen der selbstherrlichen Moralapostel der Medienmaschinerie an. Auch bei den Gesprächsthemen zwischen den Teilnehmern war dies das dominierende Thema.
Linksextreme Späher verfolgen einzelne Teilnehmer
Während die Redner auf der Wöhrder Wiese die weiteren Einschränkungen beklagten und Schweigeminuten für verschiedene Artikel des Grundgesetzes abhielten, schlichen bekannte linke Aktivisten um die Kundgebung herum. Neben dem Fotografen Rüdiger Löster, der sich wie vergangene Woche mit Kamera ausgerüstet auf „Nazi-Jagd“ begab, fielen noch Linksextremisten der Autonomen-Szene auf, die auf Fahrrädern unterwegs waren. Hierbei war auffällig, dass vor allem nach Beendigung die Positionen und Fotos der abwandernden „rechten“ Teilnehmer von den Spähern auf den Fahrrädern per Smartphone offensichtlich an die Gesinnungsgenossen weitergegeben wurde. Ein solches Ausspähen dient meist der Vorbereitung von Angriffen, bei welchen die linken Angreifer in zahlenmäßiger Überlegenheit aus dem Hinterhalt gerne kleine Gruppen oder Einzelpersonen angreifen und mitunter schwer verletzen. In Stuttgart kam es am 16. Mai 2020 bei einem derartigen Angriff zu Schwerverletzten (siehe auch: Stuttgart: Solidarität mit Andreas Ziegler nach Antifa–Mordanschlag (+Video)).
Als ein Teil der nationalrevolutionären Teilnehmer bemerkte, dass sich eine Gruppe von Spähern an die Verfolgung eines anderen Teilnehmers machte, entschloss man sich den Spieß einfach umzudrehen. Die vormaligen Verfolger gefielen sich jedoch nicht so recht in ihrer neuen Rolle, die sie unfreiwillig einnehmen mussten und radelten schließlich eiligst davon.
Neuer ziviler Ungehorsam
Ob die Protestbewegung es schafft, an den derzeitigen Verhältnissen etwas zu ändern, darf bezweifelt werden. Ein gewisses Mobilisierungspotential können die Kritiker jedoch ohne Zweifel erreichen. Der initiale gemeinsame Nenner ist im Grunde nur der Protest selber. Es ist ein neuer ziviler Ungehorsam, der sich breit macht (siehe auch: Der Widerstand wächst: Neuer ziviler Ungehorsam). Entgegen dem vermeintlichen zivilen Ungehorsam beim sogenannten „Kampf gegen Rechts“ sehen sich die Teilnehmer an den Protesten gegen die Covid-19-Maßnahmen heftigen Angriffen von Medien und Regierung ausgesetzt. Durch das Trommelfeuer von Medien, Politik und linken Kreisen sehen sich jedoch alle, die sich hier auf die Straße begeben im gleichen „Schützengraben“ wieder. Zu dem bloßen Protest als gemeinsamem Nenner kommt demnach noch der gemeinsame Gegner hinzu.