Die restlichen Anbaugebiete sind durch die russische Besatzung für die ukrainische Landwirtschaft jedoch vorübergehend verloren. Die rücksichtslose Kriegsführung der neobolschewistischen Aggressoren hat dazu geführt, dass weite Teile der Landflächen im Osten und Süden durch Minen und Blindgänger gefährdet sind. Ausgelaufene Chemikalien und zerstörte Treibstoffdepots haben außerdem dafür gesorgt, dass die Böden verschmutzt und für den Getreideanbau zum Teil unbrauchbar geworden sind. Der ukrainische Getreideverband schätzt, dass die Ernte im Anbaujahr 2022 um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr zurückgehen wird. Waren es 2021 noch über 100 Millionen Tonnen erzeugtes Korn, so wird für dieses Jahr mit lediglich 63 Millionen Tonnen gerechnet.
Verschärft wird die ohnehin schon angespannte Lage durch die systematischen Plünderungen und Raubzüge der moskowitischen Besatzer. Seit Kriegsbeginn sind bereits um die 800.000 Tonnen Getreide aus den besetzten Gebieten gestohlen und nach Russland verfrachtet wurden. Auch landwirtschaftliche Maschinen wurden Berichten zufolge im großen Stil entwendet. Aus Melitopol etwa wurde durch die Kadyrovschen Invasoren die gesamte Ausrüstung eines Landmaschinenhändlers geraubt und nach Tschetschenien abtransportiert. Die systematischen Beutezüge werden von russischer Seite mittlerweile sogar offen zugegeben. Der Chef der russischen Militärverwaltung von Saporischschja, Jewgeni Balizki, prahlte auf seinem Telegram-Kanal damit, dass in den vergangenen Wochen große Mengen an Getreide aus der Ukraine nach Russland gebracht worden sind.
Mehr als 100 Eisenbahnwaggons seien seinen Angaben zufolge bereits abgeschickt und ein weiterer Vertrag über 150.000 Tonnen mit einem Getreidehändler bereits abgeschlossen. Weitere 100.000 Tonnen an geraubtem Getreide sollen über den Hafen in Berdjansk am Asowschen Meer verschifft werden, den die russischen Invasoren bereits zu Kriegsbeginn schnell unter ihre Kontrolle brachten. Der US-Satellitenbetreiber Maxmar sowie das ukrainische Projekt SeaKrime konnten nachweisen, dass russische Schiffe das gestohlene Getreidegut neben Russland auch nach Syrien und in die Türkei exportieren. Während Europas Kornspeicher geplündert werden und arme Menschen in Deutschland, neben explodierenden Energiepreisen durch Moskaus Gaswaffe, wegen der Knappheit an Getreide auch drastisch steigende Lebensmittelpreise zu beklagen haben, werden Türken und Syrer durch Russland mit illegal exportiertem Getreide durchgefüttert.
Da, wo nicht geraubt wurde, haben die Besatzer das wertvolle Saatgut sinnlos vernichtet. Getreidespeicher sind beliebte Angriffsziele der russischen Invasionsarmee. Die russische Marine versucht zudem, die Ausfuhr an ukrainischem Getreide zu verhindern, indem sie ukrainische Schwarzmeerhäfen blockiert und Seeminen auslegt. So konnten Anfang Mai rund 5 Millionen Tonnen Getreide nicht mehr exportiert werden. Weitere 20 Millionen Tonnen Korn der letztjährigen Ernte lagern in Silos und drohen zu verderben oder durch Angriffe vernichtet zu werden. Lediglich über den Schienenverkehr können mittels begrenzter Kapazitäten Getreidelieferungen in Richtung Westen exportiert werden. Doch die Ausfuhr gestaltet sich trotz gemachter Fortschritte als schwierig. Gerade einmal 600.000 Tonnen Getreide pro Monat können über den Schienenverkehr verfrachtet werden. Bei den vierfachen Kosten für die Logistik würde es 40 Monate dauern, bis alle vorhandenen Agrarrohstoffe, die in der Ukraine lagern, abtransportiert werden könnten. Zudem konzentriert Russland seine Angriffe auch auf das Schienennetz. Moskau geht es nicht nur darum, die Ukraine wirtschaftlich zu schädigen und auszuhungern, sondern auch darum, die Grundversorgung mit Lebensmitteln in Europa zu torpedieren!
Der organisierte Getreideraub hat historische Tradition im moskowitischen Russland. Schon unter Josef Stalin wurden ukrainische Bauern zwangsenteignet, deren Getreide gewaltsam beschlagnahmt und anschließend dem Hungertod preisgegeben, der unter der Bezeichnung „Holodomor“ als einer der größten Völkermorde in der Geschichte Europas bekannt wurde, bei dem rund 7 Millionen Ukrainer an den Folgen der kommunistischen Zwangskollektivierung und Unterernährung starben. Und auch jetzt droht in den besetzten Gebieten eine neue Hungersnot. Von den 1,3 Millionen Tonnen Getreide, die in den besetzten Gebieten vor dem Krieg lagerten, wird nicht viel übrig bleiben. Die Folgen davon werden bald auch in Europa spürbar werden, wenn die Lebensmittelregale mit den Getreideprodukten leer bleiben. Europa wird sich entscheiden müssen. Will es sich von einer Banditenregierung ehemaliger KGB-Schergen aus Moskau weiter erpressen lassen und dabei zusehen, wie unsere Völker in eine neue Hungerkrise gestürzt werden, oder wollen wir mehr tun, als nur von „Solidarität“ zu sprechen und in den Kampf der Ukraine gegen die neobolschewistische Gefahr aus dem Osten endlich aktiv eingreifen, um den Krieg zugunsten Europas zu beenden?