43 km, 3.100 Höhenmeter, 3 Übernachtungen auf Hütten waren die Eckdaten, die alle Teilnehmer dieser harten sowie unvergesslichen Wanderung im Vorfeld erhielten. Die Hüttentour in den Stubaier Alpen war eine alpine Wanderung durch Österreich und Südtirol, welche auch ein kurzes Stück über einen Gletscher führen sollte. Voraussetzungen hierfür waren eine gute Kondition, Trittfestigkeit und Erfahrung mit Wegen durch teils technisches, schwieriges und gefährliches Gelände.
Nachdem man die Nacht bis in die Alpen über die Hochalpenstraße durchgefahren war, startete die Wanderung unterhalb des Timmelsjoch in Südtirol. Insgesamt lagen rund 13 km vor uns. Der erste Anstieg zum Timmelsjoch (2.474 m) hatte es gleich in sich und alle Teilnehmer schnauften auf Grund der ungewohnten Höhenluft. Nach Erreichen des Timmelsjoch setzte der Regen ein und es ging vorerst ohne größere Auf- und Abstiege Richtung Brunnenkogelhaus (2.738 m). Anfänglich ließ sich der Weg gut laufen, wurde aber mit der Zeit immer anspruchsvoller und herausfordernder. Die Wilde Rötespitze (2.966 m), der Rotkogel (2.894 m) und der vordere Brunnenkogel (2.775 m) waren die Gipfel eines schier endlos langen Gebirgsgrats Richtung unserer ersten Übernachtung, dem Brunnenkogelhaus. Die erste Gruppe erreichte gegen 19 Uhr das Tagesziel. Die zweite Gruppe musste bis in die Nacht hinein den teils gefährlichen und wenig gesicherten Weg überwinden, so daß man letztendlich um 21:30 Uhr die Hütte betrat. Zum Glück machte die Hüttenwirtin noch was zu essen. Völlig erschöpft gingen die Teilnehmer anschließend ins Bett.
An jedem Tag der Wanderung hielt im Zuge einer Morgenfeier einer der Teilnehmer einen kleinen Vortrag, thematisch passend zur Wanderung. Abgerundet wurde diese immer mit dem gemeinsamen Singen eines Liedes.
Der alpine Lebensraum
Die Alpen sind alt. Zwischen 290 bis 350 Millionen Jahre nämlich. Die ersten Menschen haben sich etwa um 6.500 v. Chr. am Alpenrand niedergelassen.
Die ersten Bauerngesellschaften kamen aus dem Vorderen Orient (Indogermanen) und erreichten den Alpenrand über die Mittelmeerküste und Südosteuropa. Tausend Jahre dauerte es, bis weite Teile der französischen und östlichen italienischen Alpen besiedelt waren. Diese vorzeitlichen Bauerngesellschaften vertrieben Jäger- und Sammlerstämme aus den tiefer gelegenen Gebieten, die sich gut für den Ackerbau eigneten. Beide, die Jäger- und Sammlerstämme sowie die Bauern, lebten noch viele tausend Jahre neben- oder vielmehr übereinander.
In den nächsten 500 Jahren von 4.500 bis 4.000 v. Chr. haben die Menschen auch weiter in den Alpen gelegene Gebiete besiedelt. Oft Flusstäler, wie das Etschtal oder das Ossolatal, denn das Flachland in den Tälern eignete sich gut für Ackerbau. In den Wäldern in der Gegend haben die Menschen gejagt und gesammelt. Andere Wälder wurden in Weideland verwandelt.
Später, um 3.800 v. Chr., sind die Menschen immer weiter in Richtung Norden vorgedrungen, haben den Hauptkamm überquert und die Nordseite der Berge besiedelt. Warum aber sind die Menschen nicht einfach im Süden geblieben? Zwei Gründe haben zu dieser Bewegung geführt: Erstens stieg die Bevölkerungszahl an und die Siedler haben neue Weidegebiete außerhalb ihres Territoriums gesucht. Zweitens lernten die Menschen, Metall zu bearbeiten und haben sich damit neue Möglichkeiten geschaffen. Übrigens: Ötzi, die Gletschermumie aus den Ötztaler Alpen, lebte um etwa 3.200 v. Chr.
Kurz vor Christi Geburt kamen die Römer in die Alpen und integrierten sie systematisch in ihr Reich, das zu diesem Zeitpunkt massiv expandierte. Stämme, die bereits in den Alpen lebten, wurden vertrieben oder unterworfen. Die Römer begannen, Wein und Esskastanien anzubauen sowie Pässe und Straßen zu anzulegen, um Siedlungen nördlich und südlich der Alpen miteinander zu verbinden. Dadurch stieg die wirtschaftliche Bedeutung der Region und gleichzeitig vervielfachte sich die Größe der Bevölkerung.
395 n. Chr. wurde das Römische Reich geteilt, fortan gab es einen West- und einen Ostteil. Das wirkte sich auch auf die Machtverhältnisse in den Alpen aus. Im 4. und 5. Jahrhundert verlor Rom seine Bedeutung im westlichen Teil zunehmend. Die Bistumssitze und Klöster übernahmen dabei eine wichtige Rolle bei der Verwaltung. Nebenbei missionierten sie die Bevölkerung zum christlichen Glauben. Gleichzeitig eroberten Stämme wie die Hunnen, Slawen, Awaren und Sarazenen Teile der Alpen. Als Konsequenz verließen die Bewohner viele Talsiedlungen und zogen sich in die sichereren Teile abgelegener Seitentäler zurück.
Die Infrastruktur, die die Römer hinterließen, begünstigte den interregionalen und transalpinen Verkehr. Auch der Brenner, heute noch eine der bedeutendsten Verbindungen zwischen Österreich und Italien, hat seine Ursprünge in der Römerzeit. 1522 wurde eine Poststrecke über den Brenner eingerichtet. In dieser Zeit haben etwa 3,1 Millionen Menschen in der Alpenregion gelebt. 300 Jahre später hat sich die Bevölkerung fast verdoppelt. Noch einmal 100 Jahre später, um 1900, betrug die Bevölkerung schon 8,5 Millionen und um 2000 lebten fast 14 Millionen Menschen in und um die Alpen.
Die Industrialisierung im 20. Jahrhundert hat auch in den Alpen ihre Spuren hinterlassen: Flüsse wurden begradigt, um den Weg für Straßen und Eisenbahntrassen zu ebnen, Seen wurden trockengelegt, um Fläche für Land- und Weidewirtschaft zu schaffen. Große Teile des Waldes im Tal wurden in Nutzfläche umgewandelt.
Heute leben etwa 13,6 Millionen Menschen in den Städten und Dörfern, Siedlungen und Einödhöfen der Alpen. In Österreich, Deutschland und Slowenien steigt der Bevölkerungsanteil derjenigen, die in den Alpen wohnen. In Frankreich und der Schweiz ist die Quote stabil und Italien verzeichnet eine starke Bergflucht, also eine Abwanderung in andere Regionen.
Teil 2 folgt in wenigen Tagen…
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