Nachdem die ukrainische Führung in den letzten Monaten in Folge fehlender Waffenunterstützung aus dem Westen massive Geländeverluste hinnehmen musste und der Machtwechsel in den USA auf ein Einfrieren des Konfliktes zugunsten von Moskau hindeutet, hat der scheidende US-Präsident Joe Biden mit über 2 Jahren Verspätung sich nun doch endlich dazu durchringen können, Kiew die Erlaubnis für den Einsatz von weitreichenden ballistischen Raketen auf russisches Territorium zu erteilen. Bisher haben die USA sich eher damit begnügt, der Ukraine gerade so viel homöopathisch dosierte Unterstützung zukommen zu lassen, damit sie sich gegen die russischen Angriffe behaupten kann, ohne jedoch in eine offensive Intiativergreifung umschalten und ihre gewaltsam okkupierten Gebiete zurückerobern zu können.
Die Folgen waren eine künstliche Verlängerung des Krieges und ein Ausbluten auf beiden Seiten. Die Bilanz nach 1000 Tagen Krieg sind für die Ukraine und Europa verheerend. Die Zahl der Kriegstoten auf ukrainischer Seite hat bereits die 900.000er Marke überschritten; über 10 Millionen Ukrainer sind auf der Flucht, wovon bereits 6,2 Millionen in den restlichen europäischen Staaten leben und von diesen versorgt werden müssen. Um so höher muss man es der heldenhaft um ihr Überleben kämpfenden ukrainischen Nation anrechnen, dass sie es trotz dieser Umstände bis heute geschafft hat, dem Druck der Invasion Innerasiens Stand zu halten und Europa vor der Heraufkunft einer neuen Zwingherrschaft Moskaus zu schützen.
Mit der dauerhaft zögerlichen Haltung der USA bei der Lieferung von F16-Kampfjets und ATACMS-Raketen und des bis kurzem noch erfolgten Verbots, westliche Langstreckenwaffen gegen Ziele auf russischem Territorium einzusetzen, musste die ukrainische Gegenoffensive zwangsläufig scheitern und hat dazu geführt, dass alle bisherigen Hilfen nur eine Pattsituation aufrecht erhalten konnten, die nicht nur für Moskau, sondern gleichermaßen auch für die Ukraine und Europa mit Verlusten an Menschenleben, Material und Wohlstand verbunden war. Gleichzeitig ist die Kampfmoral auf ukrainischer Seite so weit abgesunken, dass die Desertion bedrohliche Ausmaße für die Fortsetzung des Krieges angenommen hat. Europäische Regierungen wie die der BRD tragen dazu bei, die Situation noch weiter zu verschlimmern, denn männliche ukrainische Wehrpflichtige werden nach wie vor genauso bereitwillig als „Flüchtlinge“ mit Vollverpflegung empfangen, wie Frauen, Kinder und Greise.
Gleichzeitig hat sich Zauderkanzler Olaf Scholz (SPD) bis heute wider aller Stimmen der Vernunft gegen die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern gestemmt, die es der Ukraine ermöglicht hätten, die russische Kriegslogistik auf dem Boden der Föderation zu treffen und damit die Angriffsstärke Moskaus bedeutend abzumildern. Stimmen, dass solche Schritte zu einer Eskalation des Konfliktes führen würden, wurden in den letzten über 2 Jahren viel zu viel Beachtung geschenkt und Putin damit stärker aussehen gelassen, als er ist. Was Moskau den westlichen Nationen vorwarf, nämlich den Konflikt durch ihr Eingreifen anzuheizen, haben Russlands engste Verbündete bereits schon längst selbst getan, ohne sich vor den Folgen zu fürchten. Der seit Beginn des Krieges andauernde Drohnenterror gegen ukrainische Infrastruktur und zivile Einrichtungen geht vor allem auf den Einsatz iranischer Shahed-Drohnen zurück, die trotz Sanktionen überdies zahlreiche Bauteile westlicher Herkunft enthalten.
Das kommunistische Kim-Regime in Nordkorea hat bereits eine Linie überschritten, an die die westlichen Nationen noch längst nicht herangekommen sind, nämlich die Entsendung von über 10.000 regulären Soldaten an die Front in Kursk und damit der direkte Eingriff als weiterer Kriegspartei auf Seiten Russlands. Während der Westen diesen Ländern mit halbherzigen Sanktionen für ihr Eingreifen droht, droht Moskau Europas Staaten hingegen direkt mit Atomschlägen und Krieg und erreicht damit bei unterwürfigen Naturen wie Olaf Scholz auch sein Ziel der Abschreckung.
Vor diesem Hintergrund muss man wohl nun auch die plötzliche Kehrtwende Joe Bidens verstehen, die wohl eine nicht ganz so überraschende Reaktion auf das in den letzten Wochen entstandene Ungleichgewicht ist, das sich spätestens mit dem Eingreifen Nordkoreas zu Ungunsten der Ukraine entwickelt hat. Es bringt die Ukraine wohl dem Sieg nicht näher, verhindert aber auch eine militärische Überlegenheit Moskaus. Es ist also das alte Spiel der USA, wieder ein „Gleichgewicht“ der Kräfte zu schaffen, wovon am Ende keine der beiden Seiten profitiert. Zwar würden die imperialistischen Ambitionen Moskaus dadurch vorerst vereitelt, jedoch wäre auch die ukrainische Seite gezwungen, sich den Bedingungen der US-Unterstützer zu unterwerfen, die unter der kommenden Präsidentschaft Donald Trumps womöglich in einem Einfrieren des Konflikts mit den dazugehörigen Verlusten der bis dato russisch besetzten Gebiete der Ukraine münden könnten.
Wie so oft in der Geschichte scheinen auch diesmal die USA als lachender Dritter aus einem Konflikt auf europäischem Boden hervorzugehen, bei dem beide Seiten über lange Strecken ausgeblutet sind. Europa wird lernen müssen, sich in Zukunft aus eigener Kraft zur Verteidigung des eigenen Blutes und Bodens zu rüsten, ohne von einem fremden Hegemon aus Übersee abhängig zu sein. Genau das wurde in 1000 Tagen Ukraine-Krieg von europäischer Seite her sträflichst vernachlässigt und hat dazu geführt, dass die Abhängigkeit von Washington eher zugenommen denn abgenommen hat und sich nun wohl ein designierter Präsident des Weißen Hauses als Friedensfürst aufspielen und Bedingungen diktieren kann, anstatt dass Europa seine Aufgabe zum Schutz der östlichen Grenzen unseres Kulturkontinents ernster genommen und selbst dazu beigetragen hätte, einen Frieden zu eigenen Konditionen zu erkämpfen.
Es wird klarer denn je, dass für die gleichzeitige Unabhängigkeit und Sicherheit Europas nur die Schaffung einer Europäischen Eidgenossenschaft als Wehr- und Schicksalsgemeinschaft europäischer Nationen in Frage kommt, damit unser Heimatkontinent in Zukunft niemals mehr zu einem geopolitischen Spielball, weder für Washington noch für Moskau, wird.
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