Feder und Schwert LIV – Keine Angst vorm Deutschen Sozialismus!

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In der Neuen Rechten geht ein neuer Trend um. Angewidert von den neoliberalen und marktradikalen Anhängern einer Laissez-Faire-Doktrin, die in einer durch und durch unregulierten Wirtschaft ihren heiligen Gral gefunden haben, hat sich dort eine neue Strömung gebildet, die für mehr „Etatismus“ steht und deren Vertreter im Staat einen wichtigen Administrator zur Lösung der sozialen Frage sehen. Geprägt wurde diese recht junge Strömung unter dem Schlagwort „Solidarischer Patriotismus“, angelehnt an das gleichnamige Buch, das aus der Feder des konservativen Politikwissenschaftlers Benedikt Kaiser in diesem Jahr erschienen ist. Doch hat man mit dem „Solidarischen Patriotismus“ als einer versuchten Synthese aus klassischen linken und rechten Politikelementen tatsächlich das Rad neu erfunden?

 

„Solidarischer Patriotismus“ wirklich eine Innovation?

So könnte man meinen, wenn man der Neuen Rechten Glauben schenken würde, die ihr Elaborat als die „erste umfassende Antwort auf die soziale Frage von Rechts“ bewerben und gar vom „wichtigsten Buch des Jahres 2020“ (Höcke) sprechen, gerade so, als hätte man nach Jahrzehnten des Wandelns auf ideologischen Irrwegen endlich den Stein der Weisen gefunden. Dabei wird offen die Tatsache unterschlagen, dass volkstreue, sozialistische Kräfte bereits schon seit Jahrzehnten für ein neues, an die Lebensbedürfnisse der Nation gebundenes Wirtschaftsmodell kämpfen, in dem zum Einen der deutsche Mensch und nicht das Kapital im Mittelpunkt steht und zum Anderen eine Mischung aus Markt und Plan eine zweckdienliche Symbiose jenseits der verheerenden kapitalistischen und kommunistischen Modelle bildet. Kaiser jedoch behauptet, dass die Traditionslinien rechter Kapitalismuskritik vergessen und verdrängt seien (1), ja, dass an ihr nach dem zweiten Weltkrieg der „Ruch der alten Rechten“ klebt, wie er sich sinngemäß in einem Podcast mit dem „konflikt Magazin“ äußerte. Auf die Spitze treibt er es schließlich in seinem Buch „Solidarischer Patriotismus“, in dem er revolutionären Nationalisten, die er mit dem strasseristischen Kampfbegriff „Hitleristen“ belegt, den ernsthaften Willen an ihrem Freiheitskampf abspricht und ihren Ruf nach einem nationalen oder deutschen Sozialismus als „ideologisches Accessiore“ abtut.

Die Begriffe „Staat“, „Volk“, „Nation“ und „Gemeinschaft“, die einen zentralen Bestandteil der nationalrevolutionären Weltanschauung darstellen, würden nach Kaisers Auffassung dadurch „entwertet“ werden und die soziale Frage von Rechts mit „Sprachtabus“ belasten (2). Entweder aus Feigheit vor der Durchbrechung jener Tabus, aus Unwissen oder mittels berechnender Verlogenheit versucht die Neue Rechte eine „rechte Kapitalismuskritik“ unter Ausklammerung des einzigen historischen Beispiels, unter dem die Thesen deutscher Sozialtraditionen mittels Ausgestaltung eines totalen Staates unter dem Zeichen der Klassenversöhnung gegengeprüft wurden, lediglich auf gewisse Vordenker der Kaiserzeit und Weimarer Republik zu reduzieren und diese nach dem zweiten Weltkrieg für tot zu erklären. An dieser Stelle wird wieder einmal mehr als deutlich, dass die psychologische Kriegsführung der Siegermächte, die sämtliche Innovationen des Deutschlands zwischen 1933 und 1945 in Acht und Bann tut, auch bei weiten Teilen der Neuen Rechten angeschlagen hat.

 

Eine notwendige Klarstellung

Doch anders als halbwegs ernstzunehmende Historiker und Politikwissenschaftler wie Götz Aly, die im Hinblick auf die Sozialpolitik im Dritten Reich zwar von „sozialen Bestechungstechniken“ sprechen und deren Sprache ebenfalls durch eine abwertende Haltung gegenüber der NS-Politik durchzogen ist, die jedoch weitaus näher an der historischen Faktenlage orientiert sind, wie ein in diesem Jahr in der Schweizer „Weltwoche“ erschienener Artikel beweist (3), versteifen sich die „solidarischen“ Neurechten auf haarsträubende Lügen. So behauptet Kaiser beispielsweise, es hätte keine „praktische Umkehr wider die kapitalistische Tagesordnung“ stattgefunden und man hätte dem „kapitalistischen Gestell“ lediglich „militärisch anmutende Kommandostrukturen“ übergestülpt. (4) Bei seinen Behauptungen stützt sich Kaiser auf einen gewissen Ernst Schraepler, der für die Forschung offenbar nicht einmal wichtig genug ist, um durch einfache Internetrecherche an Informationen zu Hintergründen seiner Person zu gelangen. Immerhin zitiert er Schraepler auch mit den Worten, dass der Unternehmerschaft ein staatlicher Befehlsapparat aufgezwungen wurde, „der von vornherein mit zentralistischen, planwirtschaftlichen Methoden“ arbeitete.

Allein dadurch führt Kaiser seine eigene Argumentation ad absurdum. Denn wo das vorher unregulierte und freie Unternehmertum, das essenziell für den Kapitalismus ist, durch dirigistische sowie planwirtschaftliche Methoden an die kurze Leine genommen wird, kann von einer „kapitalistischen Tagesordnung“, in der Unternehmer ausschließlich eigennützig und profitorientiert wirtschaften, nicht mehr die Rede sein. Auch die nationalsozialistische Steuerpolitik, die die Unternehmenssteuern von anfangs 20 auf 40 und schließlich auf 55% während des Krieges heraufsetzte, um damit das NS-Sozialprogramm zu finanzieren und die gleichzeitige steuerliche Entlastung von Geringverdienern und Familien, spricht deutlich gegen eine kapitalistische und für eine sozialistische Politik (3). Ebenso entlastet wurden Bauern durch die Verringerung der Grundsteuer, sodass vielen Hofbesitzern, die vorher durch hohe Hypotheken belastet waren, ein Neubeginn ermöglicht wurde. Die Beseitigung des Arbeitslosigkeit erfolgte ebenfalls über ein staatliches Maßnahmenprogramm, das auf ein Konzept von Staatssekretär Fritz Reinhardt beruhte und das Hitler gegen die Empfehlungen des wirtschaftsliberalen Finanzexperten und seinerzeitigen Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht, der im Januar 1939 übrigens seiner Ämter enthoben wurde, durchdrückte. (5) Eine glatte Lüge ist auch die von Kaiser in den Anmerkungen aufgestellte Behauptung, Hitler hätte sich an die sozialistischen Forderungen des 25-Punkte-Programms nicht mehr halten wollen, indem beispielsweise keine Verstaatlichungen, keine Bodenreform oder keine Brechung der Zinsknechtschaft stattgefunden hätten. (6)

Dabei brachte das am 05. Dezember 1934 verabschiedete „Reichsgesetz über das Kreditwesen“ eine Verstaatlichung der drei größten Geschäftsbanken Deutschlands sowie der Reichsbank mit sich. „Mit der festen Absicht, dass sich die Wirtschaft dem Wohle des Volkes unterzuordnen habe, konnte durch die staatliche Aufsicht und Lenkung und damit insbesondere über das Bankwesen der gesamte Geld- und Kapitalmarkt in den Dienst der staatlichen Finanzpolitik gestellt werden“, bilanziert Markus Lenz in einer seiner Arbeiten wirtschaftswissenschaftlicher Monographien. (7) Das weitgehend verstaatlichte Bankwesen ermöglichte nun dem Staat einen direkten Zugriff auf die Geschäftstüchtigkeit der Wirtschaft. Das Reich erhielt zudem das Aufsichtsrecht über die Staatsbanken und die Möglichkeit, Unternehmer, welche die staatlichen Plananweisungen missachteten, zu sanktionieren. Nach dem am 20. Januar 1934 verabschiedeten „Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit“ galt der Betriebsführer nach den Worten Zitelmanns nun als „Sachwalter des Staates“ und war damit dem Allgemeinwohl der Volksgemeinschaft verpflichtet. (8) Am Ende stellt sich hier also nicht mehr die Frage, ob die Produktionsmittel in privater Hand liegen oder nicht, sondern wer darüber verwaltet.

Die damit verbundenen Maßnahmen kamen also in vielen Fällen einer Verstaatlichung gleich. Eine Sozialisierung vergesellschafteter Betriebe, auf die der Strasseristen-Flügel stets bestanden hat, war also nur noch dann als notwendig in Betracht zu ziehen, wenn diese klar gegen das Allgemeinwohl der Nation verstießen. Auch hat man mit der sozialen Ehrengerichtsbarkeit ein Mittel geschaffen, um die Wirtschaftsteilnehmer im Sinne einer echten Sozialgesinnung zu erziehen. Im Jahre 1939 allein standen 14 Verfahren gegen Gefolgschaftsangehörige, 153 Verfahren gegen Betriebsführer, ihre Stellvertreter und Aufsichtspersonen gegenüber, was ein weiterer Beweis für eine restriktive Politik gegen Arbeiterinteressen missachtende Unternehmer während der Jahre nach 1933 ist. (9)

Weiter wurde auch dem Zinswucher, dem eine in den Jahren von Weimar unter ausländischer Kontrolle stehende Reichsbank unterlag, durch umfassende Maßnahmen der Garaus gemacht. „Das Gesetz über die Durchführung einer Zinsermäßigung bei Kreditanstalten vom 24. Januar 1935 und das Gesetz über Zinsermäßigung bei den öffentlichen Anleihen ermöglichten einen umfassenden Zinsabbau, bei dem der Privatdiskontsatz auf den in der Nachinflationszeit noch nicht wieder erreichten niedrigen Stand von 2 7/8 Prozent gesenkt werden und der Satz für tägliches Geld dauerhaft unter 3 Prozent gehalten werden konnte. (10) Zudem sorgte die Abkehr vom Goldstandard und die revolutionäre Einführung einer durch Arbeitsleistung gedeckten Währung ohnehin für eine Befreiung des deutschen Finanzsystems vor ausländischen Gläubigern, die Gold als anerkanntes internationales Währungsmittel nur unter hohen Zinsen an die Staaten verliehen. Mit der Arbeitswährung sowie dem devisenfreien Tauschhandel war Deutschland fortan unabhängig von diesen Gläubigern und ihrer Zinsknechtschaft und machte damit international Schule für viele weitere Staaten. Auch dies geschah gegen den Willen des Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht. Hätte Hitler kein Interesse an der Umsetzung des Parteiprogramms gezeigt, so hätte er wohl eher auf diesen und andere finanzpolitische „Berater“ aus dem kapitalistischen Milieu gehört, anstatt, wie mit den Worten des sowjetischen Diplomaten Christian Rakowski ausgedrückt, „nur der Notwendigkeit gehorchend, die internationale wie die private Finanz auszuschalten“. (11)

 

Vom Klassenkampf zur Volksgemeinschaft

Bemerkenswerterweise zitiert Kaiser neben Nischenautoren wie Schraepler auch renommierte Historiker wie Rainer Zitelmann, um dem historischen NS wenigstens in Teilen beachtliche Fortschritte auf sozialpolitischem Gebiet zuzugestehen. (12) Dies geschieht aber nicht ohne die Anmerkung, dass den brillianten Analysen eines Historikers wie Zitelmann in seinem Werk „Hitler – Selbstverständnis eines Revolutionärs“ eher die Deutung eines weiteren Nischenbuchautors, Christoph H. Werth, vorzuziehen sei, der einmal meinte, dass eine antibürgerliche Haltung noch lange keinen Sozialismus mache. (13) Dass Hitler sich jedoch nicht nur aus einer allein antibürgerlichen Haltung als Sozialist verstand, sondern dies auch in der politischen Praxis unter Beweis stellte, kann von niemanden mehr bestritten werden, der sich mit Historikern wie Aly („Hitler stand links“), Zitelmann oder auch dem ehemaligen Schulführer der Adolf-Hitler-Schule in Heiligendamm, Max Klüver, beschäftigt hat. Letzterer hat in seinem bahnbrechenden Werk „Vom Klassenkampf zur Volksgemeinschaft“ das gesamte Sozialprogramm der NS-Zeit dokumentiert und aufgeschlüsselt und bestätigt damit die Erkenntnisse der seriösen Geschichtswissenschaft, unter der nicht einmal NS-Gegner wie Aly den sozialrevolutionären Charakter der Hitler-Regierung leugnen können.

„Der große Rest sieht und spürt vor allem die sozialen Verbesserungen im NS-Staat, so der Historiker Aly: Nie habe es eine «grössere Übereinstimmung zwischen Volk und Führung» gegeben als in den zwölf Jahren der NS-Herrschaft.“ (3) Kaiser jedoch betitelt das Werk Klüvers, lediglich in einer Fußnote, abfällig als „apologetisches“ Werk und meint, dass eine „sozialdarwinistische Grundauffassung des Lebens“, wie sie Hitler vertreten hat, nur mit kapitalistischen Prinzipien korrelieren könne. (13) Dem kann man mit Zitelmann entgegen halten, dass Hitler jedoch nur unter der Voraussetzung einer hergestellten Chancengleichheit und freien Aufstiegsmöglichkeit aus allen sozialen Schichten ein Anhänger des Konkurrenz- und Leistungsprinzips war. (14) Kurzum, nicht der Kapitalismus, sondern der Sozialismus mit seiner Schaffung gleicher Startchancen für alle Deutschen, war für einen „sozialdarwinistisch“ verstandenen Kampf um den sozialen Aufstieg naheliegender.

 

Mythos „Verrat am Sozialismus“

Dass sich Kaiser mit Rainer Zitelmann oder Max Klüver auseinandergesetzt hat, muss man zwar nicht anzweifeln. Jedoch hat er sein Quellenstudium entweder nur oberflächlich betrieben oder herausgearbeitete Fakten bewusst unterschlagen, um seine These aufrecht zu erhalten, dass es sich beim System, das in Deutschland zwischen 1933 und 1945 existierte, um eine „völkische Modifikation kapitalistischer Strukturen“ (15) handelte. Anders als die Sozialisten des Tintenfasses, auf die sich Kaiser, bezugnehmend auf die Konservative Revolution, in seinem Buch beruft (16), haben die Sozialisten der Tat ihre Forderungen nicht nur toter Buchstabe bleiben lassen, sondern diese an der Wirklichkeit gegengeprüft. Und auch von jenen „konservativ-revolutionären“ Publizisten blieben nicht alle in der Enge ihrer Studier- und Schreibkämmerlein gefangen. Einen Ferdinand Friedrich Zimmermann zum Beispiel, besser bekannt unter seinem Pseudonym „Ferdinand Fried“, der noch 1929 für den „Tat“-Kreis von Hans Zehrer publizierte, verschlug es recht bald in die NSDAP, um dort im Stab Walther Darrés, dem Rasse- und Siedlungshauptamt und im Lebensborn e.V. für die SS zu arbeiten. Seinem sozialpolitischen Betätigungsfeld tat dies keinen Abbruch und noch 1942 verfasste er seine wegweisende Schrift „Die soziale Revolution“. Kaiser zitiert ihn an einigen Stellen seines Buches, ohne auf seinen Werdegang einzugehen, womit er sich selbst in Widersprüche zu seiner Aussage auf Seite 91 verstrickt hätte. Dort behauptet er, dass keinerlei Kongruenz zwischen „Tat“-Kreis und Nationalsozialismus bestanden hat.

Ein weiterer Autor aus dem Publizistenkreis der „Tat“ war Giselher Wirsing, der nach 1933 für den SD tätig war, später zum SS-Hauptsturmführer befördert wurde und nach mehreren USA-Reisen seine Eindrücke über den angelsächsischen Kapitalismus in dem von Goebbels hochgelobten Buch „Der maßlose Kontinent“ (1942) schilderte. Von diesem Namen liest man in Kaisers Buch nichts. Ein besonderes Augenmerk legt er hingegen auf die Aufrechterhaltung des strasseristischen Mythos, dass die angeblich „reaktionären Kreise“ um Hitler die angeblich „sozialrevolutionären“ bzw. „sozialpatriotischen“ Kräfte innerhalb der „Konservativen Revolution“ und einer sogenannten „NS-Linken“, die sich um Otto Strasser gesammelt hatte, ausgestochen hätten. (17) Dieser Mythos wird durch die bereits erwähnte Arbeit Zitelmanns widerlegt, der bereits im Vorwort darauf hinwies, „dass bisherige Darstellungen des Bruchs zwischen Otto Strasser und Hitler im Jahre 1930 revidiert werden müssen, da ideologische Momente offenbar eine geringere Bedeutung hatten als machtpolitische Rivalitäten in der Bewegung.“ (18) Viele Aussagen Strassers über angeblich getätigte Aussagen Hitlers in deren Streitgespräch im Mai 1930, die Hitler als „Verräter am Sozialismus“ hinstellen sollten, wurden bereits durch mehrere Historiker als unglaubwürdig eingestuft. (19)

Weiterhin berücksichtigt werden muss auch, dass die Bewegung in der Kampfzeit noch nicht in der Machtposition war, die es der Führung erlaubt hätte, die wirklichen wirtschaftspolitischen Absichten hin zu einer planwirtschaftlichen Tendenz unter den Augen der Wirtschaftsführer, auf deren Gunst eine jede legal zur politischen Macht kommen wollende Bewegung bis zu einem gewissen Grad angewiesen ist, zu offenbaren. Auch dieses Thema nimmt in Zitelmanns Buch einen umfangreichen Rahmen ein. (8) Das „entscheidende Abgrenzungskriterium“ (16) schließlich, das in Form der biologischen Weltanschauung die sogenannten „Hitleristen“ (nach Kaiser) von der Konservativen Revolution trennte, die lebensgesetzliche Fragen für gewöhnlich als einen „biologischen Materialismus“ diffamierten, ist zudem bis heute eine entschiedene Schwäche der patriotischen Neuen Rechten, siehe hier.

 

Deutsche Sozialtraditionen sind nicht vergessen worden

Anders, als die Neue Rechte behauptet, ist Kaisers Postulierung eines „Solidarischen Patriotismus“ also nichts Neues, Innovatives und schon gar nichts Revolutionäres. Allein schon der Verzicht auf Schlüsselbegriffe wie „national“, „deutsch“ oder „sozialistisch“ im Namen des neuen Kampfbegriffes sozial angehauchter Konservativer lässt diesem die nötige Würze fehlen. Kaiser spricht in der Vorstellung seines Konzeptes zwar auch von einem „Gemeinwohl“ und einer „Verpflichtung fürs Ganze“, aber dies bleiben nichtssagende Phrasen ohne den Bezug auf ein Subjekt, das für „das Ganze“ steht. Hier fehlt ganz klar der Begriff des Volkes als genetisch umgrenzter Schicksals- und Abstammungsgemeinschaft, der absolut gesetzt werden muss, wenn man sich auf keine faulen Kompromisse einlassen will. Eine „relative ethnische Homogenität“, von der Kaiser spricht, ist solch ein fauler Kompromiss, denn relativ gesehen ist auch die gegenwärtige BRD „ethnisch homogen“, wenn man sie in Bezug zu Staaten wie Indien, Brasilien oder die USA setzt. (20)

Dies darf aber nicht der Anspruch einer revolutionären, nationalen Bewegung sein! Für bürgerliche Gemüter aus der AfD-Wählerschaft, die sich mit dem marktradikalen Kurs der Parteiführung nicht anfreunden können, mag diese abgespeckte Variante einer Art von „Sozialnationalismus“ vielleicht ein Fingerzeig sein, oder ihre heimliche Sehnsucht nach einer „sozialeren AfD“ befriedigen, womöglich gar etwas wirklich Innovatives sein. Etwas Neues wurde damit aber nicht geboren und schon gar nicht etwas, dessen Wurzeln angeblich verschüttet gewesen wären. Vielmehr befindet man sich mit dem Verzicht auf den völkischen Kontext immer noch innerhalb der Weltanschauung des Gegners. Seit der Gründung der BRD, nachdem Kapitalisten und Kommunisten vereint das erste und einzige Modell eines deutschsozialen Volksstaates unter Waffengewalt zertrümmert haben, gab es immer wieder Bestrebungen, an die deutschen Sozialtraditionen mittels Parteineugründungen oder Bewegungen anzuknüpfen, welche aber in den meisten Fällen von den Herrschenden mit der Verbotskeule niedergeschmettert wurden.

Zu nennen ist hierbei beispielsweise die Sozialistische Reichspartei, die 1952 als erste Partei überhaupt in der Bundesrepublik verboten wurde. Oder die zahlreichen Parteien- und Vereinsverbote, die ab den 80er Jahren und vor allem nach der Wende 1990 über das ganze Land schwappten und eine national-soziale Aufbruchstimmung im teilwiedervereinigten Deutschland im Keim erstickten. Bis heute hat das System in seinem Kampf gegen politisch nationale Gruppen, die die kapitalistische Nachkriegsordnung in der BRD abzuschütteln versuchten, in seinem unnachgiebigen Verfolgungsdruck nicht nachgelassen. Doch davon wollen die „solidarischen Patrioten“ nichts hören. Zu jenen Kräften grenzen sie sich bei jeder Gelegenheit ängstlich ab und glauben ausgerechnet, die aus neoliberalen Wirtschaftsprofessorenkreisen hervorgegangene AfD als politischen Arm für ihren „Sozialnationalismus“ in homöopathischer Dosierung nutzen zu können.

Fairerweise muss man sagen, dass Kaiser in seinem Buch auch viele richtige Dinge beim Namen nennt, sei es beispielsweise die in neoliberalen Kreisen (vor allem in der AfD) vernachlässigte Unterscheidung von absoluter und relativer Armut in der Armutsdebatte oder das ebenso ungerechtfertigte Kolportieren von Negativklischees über Arbeitslose oder auch die absurde Diskussion über eines jedes Gerechtigkeitsempfinden Hohn sprechendes „bedingungsloses Grundeinkommen“. Aber auch hier ist der „Solidarische Patriotismus“ nicht der Weisheit letzter Schluss. All dieser Debatten und Auseinandersetzungen mit den Liberalen nimmt sich nicht nur allein der linke Flügel des konservativen Lagers an. Über Jahrzehnte hinweg wurden die prekären Verhältnisse in der kapitalistischen Tagesordnung der BRD, resultierend aus einer seit dem Ende des 2. Weltkrieges andauernden angloamerikanischen Fremdherrschaft, bereits von radikalen, volkstreuen Kräften angeprangert. Und auch heute steht die neu formierte nationalrevolutionäre Bewegung für die Schaffung einer neuen sozialen Ordnung, die sich, anders als AfD und Neue Rechte, auf keine Kompromisse mit dem herrschenden System einlässt. Anlehnend auf eine kontinuierliche Fortsetzung deutscher Sozialtraditionen seit den ersten umwälzenden Sozialreformen durch den preußischen Freiherrn vom und zum Stein über alle Epochen hinweg, bleibt der Deutsche Sozialismus die einzig konsequente Gegenantwort auf die Ausbeutung der Arbeitermassen und Mittelschicht durch eine kapitalistische und kosmopolitische Klasse. Für ein ängstliches Zaudern vor der Notwendigkeit einer nationalen, revolutionären und sozialistischen Neuordnung bleibt keine Zeit mehr!

 

 

Quellen:

(1) Benedikt Kaiser: „Solidarischer Patriotismus“, Antaios, Schnellroda, 2020, S. 26
(2) Kaiser (2020), S. 96
(3) https://www.weltwoche.ch/ausgaben/2020-9/kommentare-analysen/hitler-stand-links-die-weltwoche-ausgabe-9-2020.html
(4) Kaiser (2020), S. 92 f.
(5) Richard Tedor: „Hitlers Revolution“, Castle Hill Publishers, Uckfield, UK, 2016. S.61
(6) Kaiser (2020), S. 127
(7) Markus Lenz: „Wirtschaft, Wirtschaftspolitik und das Bankwesen im Dritten Reich“, Wirtschaftswissenschaftliche Monographien, Frankfurt am Main, 2003, S. 11 ff.
(8) Rainer Zitelmann: „Hitler – Selbstverständnis eines Revolutionärs“, Klett-Cotta, Stuttgart, Dritte Auflage 1990, S. 280 ff.
(9) Max Klüver: „Vom Klassenkampf zur Volksgemeinschaft“, Druffel, 1988, S.116 ff.
(10) Alfred Ingemar Berndt: „Gebt mir vier Jahre Zeit“, Zentralverlag der NSDAP., Franz Eher, 1938, S. 98 f.
(11) Tedor (2016), S. 59 f.
(12) Kaiser (2020), S. 94
(13) Kaiser (2020), S. 127 f.
(14) Zitelmann (1990), S. 122 f.
(15) Kaiser (2020), S. 24
(16) Kaiser (2020), S. 91
(17) Kaiser (2020), S. 126
(18) Zitelmann (1990), S. 21
(19) Zitelmann (1990), S. 515
(20) Kaiser (2020), S. 264 ff.

1 Kommentar

  • @Pierre

    Total sinnlos und Zeitverschwendung.
    Es gibt 25 Punkte, die 100 Jahre alt sind.
    Aus und Fertig. Wozu das ganze?

    2525 08.12.2020
    • Ich bin nicht der Autor, aber die Frage „Wozu das Ganze?“ beantworten Sie selbst sehr gut – weil 100 Jahre alte 25 Punkte nicht mehr zeitgemäß sein können.

      Natürlich gibt es Wahrheiten, die jede Zeit überdauern, somit gibt es Punkte, die nie ihre Aktualität verlieren werden. Aber bitte – in Zeiten von „Smarthome“, von „Smartphones“, automatisierter Dauerüberwachung, demografischem Totalversagen der weißen Rasse (verursacht durch die Politik), Globalisierung (Internationalismus/Kapitalismus auf einem damals nicht mal vorstellbarem Level!) – nein, nichts mit „Aus und Fertig“. Die Ersteller der 25 Punkte, insbeondere einer davon, hätte Sie schallend ausgelacht, ob dieser reaktionären und unzeitgemäßen Vorstellung. Völkisch, sozial und aktuell sein muss kein Widerspruch sein, im Gegenteil, es darf kein Widerspruch sein!

      DZ 11.12.2020
  • Ausgezeichnet. Es war Zeit, die Fakten zu nennen und den Dilettantismus zurückzugreifen, wo er hingehört: in die Bereiche der Scharlatanerien.

    Pierre Krebs 08.12.2020
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