Krieg in der Ukraine – Tag 38 | 2.04.2022 - Nationale Partei

Lage am Abend des 2. April 2022

Wieder konnten Gebiete von den Russen befreit werden. Erschreckend ist, dass hierbei massenhaft Leichen von Zivilisten aufgefunden werden. Bei vielen Auffindesituationen entsteht der Eindruck, dass die Menschen von den abrückenden russischen Truppen noch schnell exekutiert wurden. Aber auch frische Massengräber werden gefunden.

In Mariupol konnten heute etwa 1200 Bewohner evakuiert werden. Die Evakuierung des Internationlen Roten Kreuzes haben die Russen jedoch weiterhin blockiert. Die Verteidiger halten den russischen Angriffen noch immer Stand, mussten jedoch einige Stellungen aufgeben.

In der besetzten Stadt Enerhodar kam es heute zu einer Demonstration der Einwohner gegen die Russen. Diese schossen in die Luft und setzten Tränengas ein, um die Demonstration zu zerstreuen. Nach den Bildern von exekutierten und gefolterten Zivilisten aus den im Norden befreiten Gebieten muss der Mut der Demonstranten besonders gewürdigt werden.

23:15 Uhr: Kadyrows „humanitäre“ Hilfe

Die tschetschnenischen Truppen des Putin-Vasallen Ramsan Kadyrow fallen vor allem durch ihre überzogene Selbstinzenierung in den sozialen Netzwerken auf. Besonders perfide sind jedoch die Aufnahmen von vermeintlicher humanitärer Hilfe. Auf einem Video ist zu sehen, wie die Kadyrowski Lebenmittel an Ukrainer verteilen. Die Lebensmittelverpackungen weisen jedoch ukrainische Bezeichnungen auf. Sie wurden demnach zuvor in einem ukrainischen Laden gestohlen, um sie nun vor der Kamera an ukrainische Zivilisten zu verteilen.

22:25 Uhr: Weiterer beschädigter Hubschrauber gefunden

Ein weiterer beschädigter Ka-52-Hubschrauber wurde im zurückeroberten Gebiet gefunden.

Yuriy Ruf gefallen

Geboren am 26. September 1980 in der Region Ternopil, machte sich Yuriy vor allem einen Namen als nationaler Dichter und Schriftsteller. Er begann bereits mit 14 Jahren, Gedichte zu schreiben und entwickelte eine kritische Ansicht zur traditionellen ukrainischen Poesie, in der die Ukrainer seiner Meinung nach meist als arm und unglücklich dargestellt werden. Er glaubte, dass solche Gedichte das Selbstwertgefühl und den Nationalstolz unterschätzen. Daher betrachtete Yuri seine Gedichte als eine der Arten von poetischer Propaganda des Patriotismus. Fans beschreiben seine Poesie als „Frontlinie“, also Poesie des Krieges und des Patriotismus, die darauf abzielt, die Moral, Motivation und das Gefühl des Nationalstolzes zu heben.

Yuriys Gedichte (Veröffentlichungen u.a. „Crimson lyrics“ (2012), „Time of the Revolution“ (2014), „At the turn of the Ages“ (2015)) wurden in die ukrainischen zeitgenössischen nationalistischen Gedichtsammlungen Voice of Blood (2013) und Echoes of Lead Thunderbolts (2015) aufgenommen. Eine kürzlich erschienene Veröffentlichung „An der Zeitenwende“ (2015) ist ukrainischen Helden des aktuellen russisch-ukrainischen Krieges gewidmet und enthält Gedichte, die Einzelpersonen, Militäreinheiten, ukrainische Soldaten, Schlachten und andere militärische Ereignisse erwähnen. Der nationale Dichter lebte und wirkte zuletzt in Lemberg.

Yuriy fiel am 2. April 2022 im Kampf gegen die russischen Besatzer. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.

Yuriy mit der Flagge „Spirit of the Nation“ mit ukrainischen Soldaten an der Front im Donbass

22:00 Uhr: Russische Greueltaten

In den befreiten Gebieten wird offenbar, wie die Russen ihre Entnazifizierung durchführen. Massengräber werden ausgehoben, darin Leichen beiderlei Geschlechts mit am Rücken zusammengebundenen Händen. Andere Leichen liegen einfach so auf den Straßen herum. Hier hatten die Russen offenbar keine Zeit mehr, ihre Verbrechen zu vertuschen. Die Leiche des Dorfvorstehers des Ortes Motyzhyn wurde in einem Kanalschacht gefunden. Das Opfer wurde hier offenbar lebendig und leicht bekleidet hineingeworfen, angebunden und der Schacht sodann verschlossen. Der Torso wies Merkmale von Folterungen auf. In einem Massengrab nahe der Ortschaft (linkes Bild) fand man seine Frau und seinen Sohn neben anderen Leichen.

20:45 Uhr: Videos aus Kiew-Hostomel

Auch Hostomel ist befreit worden. Der Antonow-Werksflughafen ist übersäht mit zerstörter russischer Technik.

20:15 Uhr: Russische Armee lässt weiter Ausrüstung zurück

Neben Panzern und anderen Fahrzeugen hat diese russische Einheit ihre kompletten Uniformen und Waffen zurückgelassen und sich in ziviler Kleidung abgesetzt. In den Rucksäcken findet sich noch Diebesgut.

19:00 Uhr: Lage in Mariupol

Der stellvertretende Azow-Kommandant von Mariupol, Leutnant Kalina Svyatoslav Palamar, zur Lage in der Stadt. Das Video beweist im Übrigen, dass Palamar lebt und nicht bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen ist, wie es russische Quellen behaupten.

13:30 Uhr: 81 Prozent der Russen befürworten Angriffskrieg

Laut einer repräsentativen Umfrage des Lewada-Zentrums sprechen sich 81 Prozent der Befragten „definitiv“ oder „eher“ dafür aus, das russische militärische Vorgehen in der Ukraine zu unterstützen. 14 Prozent lehnen das Vorgehen ab, die übrigen sechs Prozent blieben unentschlossen. Bei älteren Russen im ländlichen Raum ist die Zustimmung zum Krieg am höchsten. Immer noch 42 Prozent der Befragten glauben, daß Russland die „Sonderoperation“ gestartet habe, um die „russischsprachige Bevölkerung“ und „Zivilisten“ in der Ostukraine zu schützen. Ganze 25 Prozent glauben sogar, daß durch den militärischen Einsatz ein „Angriff auf Russland verhindert werden“ solle.

13:00 Uhr: Kaufland verkaufte Asow-Fahnen

Auf den Internetseiten der deutschen Handelskette Kaufland wurden kurzzeitig Fahnen des ukrainischen nationalistischen Freiwilligenregiments verkauft. Leider ist der Artikel nicht mehr erhältlich.

11:45 Uhr: Bucha wird befreit

Die befreite Stadt Bucha – zuletzt immer wieder Schauplatz heftiger Kämpfe – bietet einen traurigen Anblick. Verlassene russische Kontrollposten, geplünderte Wohnungen und Geschäfte. Leichen von Zivilisten liegen auf den Straßen und in den Gärten. Bei manchen Leichen sind die Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Man kann sich vorstellen, wie die russische „Entnazifizierung“ hier durchgeführt wurde.

11:30 Uhr: Wieder modernes russisches System erbeutet

Ukrainische Truppen konnten ein weiteres Flugabwehrsystem vom Typ Barnaul-T 9S932-1 erbeuten. Das moderne, erst 10 Jahre alte System kann verschiedene Luftabwehreinheiten koordinieren. Hierzu kann das System mit anderen Luftabwehrsystemen kleiner Reichweite, wie dem TOR-System, OSA-System, TUNGUSKA und sogar tragbaren Systemen (Manpads) verbunden werden, um die Abwehr von Flugobjekten bestmöglich auszurichten. Das System verfügt über ein eigenes Radar, wird aber auch über andere angeschlossene Radarstationen mit Zielen versorgt. Es kann mehrere Ziele automatisiert erkennen und bekämpfen. Es ist bereits das dritte Fahrzeug dieser Art, das die Ukrainer in diesem Krieg erbeuten konnten. Einsetzen können die Ukrainer die Fahrzeuge selber nicht direkt. Für die militärischen Geheimdienste sind diese jedoch von unschätzbarem Wert, da diese Auskunft über die potentiellen Fähigkeiten der russischen Kurzstrecken-Luftabwehr geben.

11:00 Uhr: Schüsse auf Demonstration in Enerhodar

In der Stadt Enerhodar am Dnepr schießen russische Soldaten, um eine Demonstration gegen die Besetzung der Stadt zu zerstreuen. Auch Tränengas wird eingesetzt.

10:30 Uhr: Zwei russische Transporthubschrauber abgeschossen

In der Region um Charkow konnten die ukrainischen Streitkräfte zwei russische Hubschrauber vom Typ Mi-8 abschießen. Der erste Hubschrauber wurde von einem Panzer-Abwehr-Lenksystem getroffen. Unkontrollierbar geworden, kollidierte dieser daraufhin mit den zweiten Hubschrauber. Beide stürzten ab.